In der Unabhängigkeitserklärung war Finnland als
Republik bezeichnet worden. Demgemäß präsentierte der Senat
unter der Leitung von Svinhufvud
im Dezember 1917 den Entwurf einer republikanischen Verfassung für Finnland.
Die Angelegenheit wurde aber vor Ausbruch des Bürgerkrieges nicht mehr
behandelt.
Während des Bürgerkrieges neigte sich jedoch die allgemeine Meinung
der Monarchie zu. Man meinte, daß ein Volk, welches rebelliert, seine
Unreife für eine Demokratie gezeigt hat und eine Autorität benötigt,
die in der Lage ist, Unruhen zu verhindern und als einigende Kraft zwischen
verschiedenen Gruppierungen und sozialen Klassen zu wirken.
Auch wurde die Monarchie als außenpolitischer Vorteil angesehen. Wenn
nämlich ein Verwandter des deutschen Kaisers König wäre, hätte
Finnland einen außenpolitischen Rückhalt gegen Sowjetrußland.
Zusätz-lich könnte Deutschland die finnischen Forderungen hinsichtlich
Ostkareliens unterstützen.
Die Führungsgestalt der Monarchisten war Svinhufvud, der am 18.5.1918
provisorischer Reichsverweser wurde. Der andere wichtige Monarchist war J.K.
Paasikivi, der zur selben Zeit Ministerpräsident wurde. Im Sommer
1918 unterbreitete der Senat Paasikivis dem Parlament einen Verfassungsvorschlag,
demzufolge Finnland eine Monarchie sein sollte.
Nach Meinung der Republikaner, die K.J.
Ståhlberg anführte, war die Monarchie den Finnen fremd, und
ihre Einführung würde zu neuen Unruhen führen. Die Beziehungen
zum Ausland ließen sich nach Meinung der Republikaner auch ohne Monarchie
pflegen. Die Angelegenheit wurde für so wichtig gehalten, daß man
Neuwahlen forderte, damit das Volk seine Meinung in dieser Angelegenheit kundtun
könne.
Das Parlament jedoch, in dem nach dem Bürgerkrieg nicht ein Sozialdemokrat
war, stimmte der Vorlage zwar zu. Die Mehrheit reichte jedoch nicht aus, so
daß das Gesetz bis zu den nächsten Parlamentswahlen vertagt wurde.
Die Monarchisten beriefen sich nun auf die Verfassung aus dem Jahre 1772,
welche ihrer Meinung nach weiterhin in Kraft war. So rief das Parlament Finnland
mit einfacher Mehrheit zum Königreich aus.
Als König wurde der Prinz von Hessen, Friedrich Karl, auserkoren, was
die finnische Politik noch enger an Deutschland band. Dies zeigt sich besonders
in dem bilateralen Handelsvertrag, der aus Finnland fast eine Kolonie Deutschlands
gemacht hätte. Als sich das Ende des Ersten Weltkrieges deutlich abzeichnete,
warnten auch die westlichen Staaten Finnland vor dem Abschluß derartiger
Bindungen.