Gegen die Bedrohung, die aus sowjetischer Richtung kam, suchte
man Anfang der 20er Jahre Unterstützung bei den sogenannten Anrainerstaaten,
die an der Westgrenze der Sowjetunion lagen. Im Jahre 1922 unterschrieben
Finnland, die baltischen Staaten und Polen den Vertrag von Warschau, in dem
man sich zu Verhandlungen zur Zusammenarbeit verpflichtete, falls einer von
ihnen Gegenstand eines Angriffs werden sollte. In Finnland wurde der Vertrag
als nicht ausreichend genug gegen die Sowjetunion empfunden, und er wurde
nicht vom Parlament ratifiziert. Das Mißtrauensvotum gegen den Außenminister
stürzte die gesamte Regierung. Nachdem die Zusammenarbeit mit den Randstaaten
gescheitert war, gründete Finnland seine Sicherheitspolitik auf seine
eigene Armee und auf den Völkerbund. Auch in Finnland griff der idealistische
Glaube der kleinen Länder (s.
Bild) an die Möglichkeiten des Völkerbundes, die Unantastbarkeit
der Mitglieds-staaten zu sichern, um sich.
Auf Grund dessen, daß der Völkerbund den Streit mit Schweden um
die Åland-Inseln zugunsten Finnlands entschieden hatte, schätzte
man den Völkerbund in Finnland umso mehr. Wegen der geographischen und
historischen Traditionen betrachtete man Åland als Teil Finnlands; zugleich
wurde Finnland verpflichtet, Åland eine regionale Selbstverwaltung zuzugestehen.
Die Beziehungen zu Schweden blieben, unter anderem aufgrund
des Sprachstreits, angespannt.
Letzten Endes ging der Glaube an den Völkerbund 1936 verloren, als sich
dessen Maßnahmen gegen Italien im Krieg gegen Abessinien als vollkommen
wirkungslos erwiesen.
Danach begann man in der Außenpolitik, die Neutralität der Nordischen
Staaten zu betonen. Eine Zusammen-arbeit zu Verteidigungzwecken strebte man
besonders mit Schweden an, z.B. durch dem Vorschlag, die Åland-Inseln
gemeinsam zu befestigen. Nach langen Verhandlungen zog sich Schweden allerdings
von dem Projekt zurück. So blieb die Orientierung in Richtung Skandinavien
ohne konkrete Ergebnisse, und Finnland war bis zum Ende der 30er Jahre ein
neutrales Land ohne einen Rückhalt durch ein Verteidigungsbündnis.