Der in Finnland geführte Bürgerkrieg war sehr grausam.
Die Schätzungen über die Zahl der Opfer bewegen sich zwischen 30.000
und 40.000 Toten. In den eigentlichen Kämpfen fielen 3.100 Weiße
und 3.600 Rote. Es starben also bedeutend mehr Menschen außerhalb der
eigent-lichen Kriegshandlungen an Terror- und Vergeltungs-maßnahmen.
In der Endphase des Krieges nahmen die Weißen ungefähr 80.000 Rote
(s. Bild) als Gefangene.
Insgesamt gab es 15 Gefangenenlager, von denen sich die größten
Lager mit je über 8.000 Gefangenen in Suomenlinna, Hämeenlinna,
Tammisaari und Riihimäki befanden.
Die Gefangenen wurden als Verbrecher angesehen, deren Schuld ohne Ausnahme
nach dem Strafgesetz von 1889 untersucht und bestraft wurde. Die eingesetzten
Landesverratsgerichte schafften es trotz Akkordarbeit nicht, die Verfahren
schnell durchzuführen. So wurden die Gefangenenlager zu Todeslagern:
Hunger, Krank-heiten und Exekutionen forderten weitere 12.500 Todesopfer.
Die Angelegenheit erweckte auch im Ausland Aufmerksamkeit, beispielsweise
fragte sich im Februar 1919 die Times in England, ob Finnland zum Osten oder
zum Westen gehöre. Die Landesverratsgerichte verhängten 555 Todesurteile.
Der größte Teil der Beschuldigten erhielt eine
Haftstrafe, teilweise mit Bewährungsfrist, die mit einer Aberkennung
der staatsbürgerlichen Rechte verbunden war, d.h. die Verurteilten durften
nicht an Wahlen teilnehmen oder als Zeuge im Gericht auftreten.
Die ersten Begnadigungen erfolgten im Herbst 1918, 1921 waren nur noch 900
Gefangene inhaftiert. Die Angelegenheit wurde erst im Jahre 1926 beendet.
Die von den Roten verübten Morde forderten 1.649 Opfer. Dieser sogenannte
rote Terror ist zeitlich auf den Beginn des Krieges, als die Roten ihre Macht
festigten, und auf das Ende des Krieges, als die Niederlage bevorstand, fixiert.
Dabei wurde sich an den Weißen für früher erlittenes Unrecht
gerächt.
Der sogenannte weiße Terror fand hauptsächlich am Ende des Krieges
statt, als die Weißen sich an den Roten mit der Hinrichtung von 8.380
Personen rächten. Unter ihnen waren auch viele Frauen und Kinder.