In der Zeit der Autonomie hatten die Finnen gelernt, sich um
ihre inneren Angelegenheiten mit Hilfe ihrer Verwaltungsorgane selbst zu kümmern.
Die Außenpolitik des selbständigen Finnlands dagegen wurde durch
Unerfahrenheit und Irrealismus geprägt. Zudem war der Zeitpunkt, als
Finnland selbständig wurde, durch internationale Konflikte gekennzeichnet.
Großbritannien wollte die konterrevolutionären Kräfte Rußlands
über das Eismeer unterstützen, was in Finnland die Hoffnungen auf
ein Großfinnland verstärkte.
Nach Ostkarelien wurden Freiwillige (s.
Talvela) ent-sandt, die von der Regierung finanziert wurden. Der Eroberungszug
hatte keinen Erfolg, die Sowjettruppen konnten ihn leicht abwehren.
Die Erinnerung an die russische Unterdrückung und das gegenseitige Mißtrauen,
das durch die Beteiligung von Russen im Bürgerkrieg vermehrt wurde, belasteten
zusätzlich die finnisch-russischen Beziehungen. Auch wurden in Finnland
die Aktivitäten der von Moskau aus gelenkten Kommunisten in Finnland
mißtrauisch betrachtet.
Als Folge des Bürgerkrieges blieb zwischen den beiden Ländern ein förmlicher Kriegszustand bis 1920 bestehen. Im Frieden von Tartu wurden die Streitigkeiten zwischen den Ländern geklärt. Zwar bekam Finnland Ostkarelien nicht zurück, dafür erhielt es aber Petsamo als Zugang zum Eismeer. Sowjetrußland gestand Ostkarelien Autonomie zu. Ungeachtet des Friedensschlusses blieben die Beziehungen angespannt, 1932 schlossen die beiden Länder einen Nichtangriffspakt.