Der Bürgerkrieg hatte das Volk in zwei einander gegenüberstehende
Teile gespalten: in Sieger und Besiegte, in Rechte und Linke. Der Schwerpunkt
der Macht konzentrierte sich auf der politischen Rechten. Die Seite der Sieger
hielt von der Regierung bis zu den Streitkräften, der Polizei und dem
Schutzkorps alle Machtmittel in ihren Händen. Aus dem Schutzkorps wurde
1919 eine reguläre, bewaffnete Hilfstruppe zur Verstärkung des Heeres
und zum Schutz der gesellschaftlichen Ordnung geschaffen. In diesem Zusammenhang
wurde zur Ergänzung des Schutzkorps auch die Lotta-Svärd-Organisation
für Frauen gegründet. Den unversöhnlichen Antikommunismus dieser
Organisationen setzte man mit Patriotismus gleich, und ihre Kritiker wurden
als Kommunisten abgestempelt, für die es keinen Platz mehr im weißen
Finnland gab.
Die Arbeiterbewegung teilte sich nach dem Bürgerkrieg in die gemäßigten
Sozialdemokraten und die dogmatischen Kommunisten auf. Die Tätigkeit
der Kommunisten wurde zwar verboten, sie nahmen aber über Tarnparteien
an der Parlamentsarbeit teil, bis die gesamte Parlamentsgruppe und einige
hundert Mitglieder der Partei verhaftet wurden. Grund hierfür war die
sogenannte "Speck-Revolte", ein kleinerer Aufstand von bewaffneten
Rebellen, die aus der Sowjetunion nach Lappland gekommen waren.
Die Kommunisten blieben als kleine Partei bis 1930 im Parlament,
als ihr Wirken gänzlich verboten wurde. Obwohl der Organisationsgrad
der Arbeiterschaft gegenüber dem Vorkriegsniveau wesentlich geringer
war, blieb er dennoch in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts international
gesehen weiterhin stark.
In den 20er Jahren waren Unruhen am Arbeitsplatz an der Tagesordnung. Die
Arbeitgeber führten schwarze Listen von verdächtigen Arbeitern und
gründeten die Vientirauha-Organisation, um Streikbrecher anzuwerben,
die die Arbeit der Streikenden übernehmen sollten. Gewalttätige
Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Streikbrechern waren normal.
Auf der anderen Seite gab es mehrere schwere gesellschaftliche Probleme, die
in den 1920er Jahren gelöst wurden. Die Lage der Kätner wurde durch
das sogenannte "Landpächtergesetz" verbessert. Dieses Gesetz
ermöglichte den Kätnern, die von ihnen gepachteten Ländereien
zu einem günstigen Preis zu erwerben. Durch ein weiteres Gesetz, die
Lex Kallio, erhielt die
landlose Bevölkerung die Möglichkeit, mit staatlicher finanzieller
Unterstützung Land zu kaufen. Die selbständig gewordenen Hofbesitzer
gingen bald in der übrigen Bauernschaft auf.