Zwar war Finnland im Ersten Weltkrieg nicht unmittelbar Schauplatz
von Kriegshandlungen, aber als Teil Rußlands hatte es seinen Beitrag
zum Dienst und zur Versorgung der russischen Truppen zu leisten. Die Wirtschaft
florierte, und die von Russen in Auftrag gegebenen Befestigungsarbeiten schufen
Arbeitsmöglichkeiten für die Finnen. Jedoch verursachten die ins
Land strömenden Rubel eine Inflation, die dadurch gesteigert wurde, daß
die Bank von Finnland zu schnell neues Geld druckte.
Gegen Ende des Krieges begann sich die Lage mit derselben Geschwindigkeit
zuzuspitzen, wie sich die wirtschaftlichen und politischen Probleme Rußlands
mehrten. Nach der Februarrevolution ging der Import aus Rußland weiter
zurück, was zu einem Mangel an Brotgetreide führte. Im Herbst versiegte
der Getreide-import ganz. Zur Linderung der Hungersnot legte der Senat Preisgrenzen
für Lebensmittel fest, was die Lage weiter verschlimmerte, da die Lebensmittel
nun auf dem Schwarzmarkt verkauft wurden. Zum gleichen Zeitpunkt, als die
wirtschaftliche Lage schwieriger wurde, gingen die Feiern über den Sieg
der Februarrevolution in eine Störung der öffentlichen Ordnung über.
Die Arbeiterschaft stellte radikale Forderungen, und da es
an Ordnungshütern mangelte, nahm man das Recht in die eigenen Hände:
Man drang in die Gemeindever-sammlungen ein und nahm Geiseln, um eigene Vertreter
in den Leitungssorganen der Gemeinden durchzusetzen.
Mit den Streiks forderte die Arbeiterschaft den Acht-Stunden-Tag in der Industrie
und in der Landwirtschaft. Die Bauern widersetzten sich der Forderung schroff
und begannen, bewaffnete Schutzgarden aufzustellen.
Die Regierung konnte die Ordnung nicht aufrecht-erhalten, da sie über
keine Armee verfügte. Sogar die Ordnungsgarden, die nach der Liberalisierung
aufgestellt worden waren, um die Ordnung aufrechtzuerhalten, beteiligten sich
an den öffentlichen Unruhen. Im Juli 1917 spitzte sich die Situation
zu, weil die militärischen Befestigungsarbeiten eingestellt wurden und
auch keine Bestellungen für militärische Ausrüstungsgegenstände
mehr erteilt wurden. Die arbeitslos Gewordenen organisierten Kundgebungen,
welche oft in Unruhen und Plünderungen endeten.