Béla III.
vermachte den Thron seinem älteren Sohn Imre.
Dem jüngeren Sohn András fiel die Einlösung des unerfüllten
Schwurs eines Kreuzzuges und der für die Durchführung dieses Unternehmens
erforderliche Schatz zu. András
steckte sein Erbe tatsächlich in die Kriegsführung - doch nicht,
wie erwartet, gegen die Muslime im Heiligen Land, sondern gegen seinen Bruder
in Ungarn. Er erzwang von ihm die Herrschaft über die wohlhabenden südlichen
Gebiete, über Kroatien und Dalmatien. Mit der Zeit war er aber damit
nicht zufrieden und erhob Anspruch auch auf die Krone. Die kurze Regierungszeit
Imres (1196-1204) ist durch diese Fehde gekennzeichnet. Kämpften die
Brüder gerade nicht gegeneinander, dann beschäftigte sie der Wunsch
nach Expansion auf dem Balkan (s.
Karte). Nach dem Tod von Kaiser Manuel war in dem im Zerfall begriffenen
Byzantinischen Reich ein politisches Vakuum entstanden, das zunächst
Herzog András, später König Imre auszunutzen gedachten, indem
sie Feldzüge gegen Serbien starteten. Imre legte sich sogar den Titel
"König von Serbien" zu.
Doch mit dem Tod Imres erfüllte sich der Wunsch András'. András
II. (1205-1235) verabschiedete bereits am Anfang seiner Herrschaft eine
Reihe von Verordnungen, die die traditionellen Institutionen und Gepflogenheiten
radikal veränderten, und die in den Urkunden als "neue Einrichtungen"
(nova institutiones) bezeichnet wurden.
Das spektakulärste Element dieser Verordnungen war die
Schenkung königlicher Güter mit einer Großzügigkeit sondergleichen.
Diese Praxis brachte eine grundlegende Veränderung in das Verhältnis
zwischen den Vornehmen und der königlichen Macht. Solange die Vornehmen
über ein relativ bescheidenes Privateigentum verfügten, stellten
die vom König verliehenen zeitweiligen Ämter und die damit verbundenen
Einnahmen die Hauptquelle ihrer Macht und ihres Reichtums dar. Nach dieser
Flut von Schenkungen änderte sich die Lage: Der dauerhafte Privatbesitz
von alten und neuen Königstreuen nahm bis dahin unbekannte Dimensionen
an. Die Schenkungen trugen somit dazu bei, daß die Großgrundbesitzer
mit der Zeit als ein neuer politischer Faktor, auch gegen die königliche
Macht, auftreten konnten. Den Schwerpunkt für die Einnahmen des Herrschers
verlegte András in Geldeinnahmen. Als erster unter den Árpáden
führte er eine außerordentliche Steuer und einen Außenhandels-zoll
ein und bediente sich oft der Kipperei.
Die königlichen Maßnahmen stifteten in breiten Kreisen Unzufriedenheit.
Die einstigen Getreuen Imres waren ihm ohnehin schon feindlich gesinnt, darüber
hinaus schlossen sich auch diejenigen, die von den königlichen Schenkungen
nicht profitiert hatten, seiner Gegnerschaft an.