Die fast achtzig Jahre dauernde Herrschaft der beiden Anjous
Karl I. Robert (1308-1342)
und seines Sohnes Ludwig I.
(ung. Lajos) (1342-1382) bescherten dem Land neben der relativen innenpolitischen
Stabilität und der wirtschaftlichen Entwicklung auch eine Periode außenpolitischer
Dynamik und kultureller Blüte. Es fand eine rege Bautätigkeit im
gotischen Stil (s. Kolozsvári)
statt. Der Königssitz Visegrád wurde erneuert und erweitert und
diente als repräsentativer Ort höfischen Glanzes mit italienischem
Flair. Zahlreiche Chroniken (s.
Kálti) und Kodizes wurden verfaßt, und die erste Universität
auf ungarischem Boden wurde 1367 in Pécs gegründet - allerdings
war ihre Existenz nur von kurzer Dauer.
Das 1335 in Visegrád abgehaltene Dreikönigstreffen markiert den
Beginn einer außenpolitischen Neuorientierung und Erstarkung Ungarns,
die durch die Intensivierung der Beziehungen zu den beiden nördlichen
Nachbarn, den polnischen Piasten und den böhmischen Luxemburgern, gekennzeichnet
wird.
1370 gelang es Ludwig, sich zum König von Polen wählen
lassen und damit Polen und Ungarn in einer bis zu seinem Tode haltenden Personalunion
zu verbinden.
Auch konnte er Kroatien und dann - gegen die Bestrebungen Venedigs - Dalmatien
dauerhaft für sich sichern. Seine Ansprüche auf den neapolitanischen
Thron konnte er zwar mit militärischen Erfolgen bekräftigen, letztlich
aber doch nicht durchsetzen. Zeitweise waren auch die beiden rumänischen
Fürstentümer der Moldau und der Walachei durch einen Lehnseid an
die ungarische Krone gebunden. Zugleich trat aber auch eine neue Gefahr aus
dem Südosten auf: Das Osmanische Reich begann, auf der Balkanhalbinsel
Fuß zu fassen und konnte mit der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 erhebliche
südslawische Territorien für sich gewinnen. Im gleichen Jahr griffen
die Türken (s. Karte)
erstmals Ungarn auch direkt an. Die osmanische Expansion sollte zur beständigen
Herausforderung aller Nachfolger Ludwigs werden.