Die ethnische Karte des Karpatenbeckens war von Anfang an bunt gefleckt. Die Mehrheit bildeten seit dem 10. Jahrhundert die Magyaren. Bereits im Árpáden-Zeitalter kamen Ansiedler anderer ethnischer Herkunft sowohl aus dem Westen als auch aus dem Osten ins Land. Ein Teil von ihnen wurde bereits in der Árpádenzeit vom Ungartum assimiliert. So z.B. die auf Ungarisch "böszörmény" oder auf Lateinisch "Ismaeliten" bezeichneten moslemischen Gemein-schaften und die "olasz" (Italiener, latini) genannten Gruppen italienischer und wallonischer Herkunft. Die Assimilation der vor dem 12. Jahrhundert in mehreren Wellen eingewanderten Petschenegen verstärkte sich Mitte des 14. Jahrhunderts, doch es gab einige Gruppen, die noch im 15. Jahrhundert ihre ethnische Eigenart bewahrt hatten. Am besten konnten sich diejenigen fremden Gemeinschaften gegen die Assimilation wehren, die die Möglichkeit hatten, von ihrer ungarischen Umgebung unabhängige Verwaltungsinstitutionen zu bilden. Zu diesen Gruppen gehörten die Mitte des 12. Jahrhunderts angesiedelten Siebenbürger (s. Karte) Sachsen, deren Autonomie noch von András II. in dem Freibrief von 1224 begründet wurde. In der Regierungs-zeit Karls I. Robert wurden die sächsischen Gemeinden in sedes (ung. szék, Stuhl)(s. Bild), den Komitaten ähnliche Verwaltungseinheiten, organisiert. Eine ähnliche Sonderverwaltung bildete sich auch bei den deutschsprachigen Zipsern (s. Karte) in Oberungarn heraus.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts bereicherten die Kunen die
ethnische Vielfalt des Karpatenbeckens. Bis zum 15. Jahrhundert bildeten sich
auf ihren Siedlungs-gebieten in der Ungarischen Tiefebene ebenfalls sedes
heraus.
Während der Anjou-Zeit setzte sich die an der Wende des 12. und 13. Jahrhunderts
begonnene Einwanderung rumänischer Bevölkerung in das Land fort,
insbesondere nach Siebenbürgen und in dessen benachbarte Gebiete. Die
rumänische Bevölkerung ging anfangs überwiegend dem Hirtenwesen
nach, erst später betrieb sie auch Ackerbau. Die einzelnen Gruppen der
Rumänen wurden von Vornehmen angeführt, die als "kenéz"
bezeichnet wurden und mit der Zeit größtenteils in der Schicht
der ungarischen Adeligen aufgingen. Auf dem Gebiet Oberungarns begann in dieser
Zeit die Herausbildung des slowakischen Volkes durch Verschmelzung der alteingesessenen
slawischen Bevölkerung des Karpatenbeckens mit anderen Gruppen, die aus
den slawischen Nachbargebieten umsiedelten. In den Gebieten jenseits der Drau
begann mit dem Ende des 14. Jahrhunderts das Übergewicht der südslawischen
Bevölkerung, insbesondere der Serben und der Kroaten, weiter zu wachsen.
Die ethnische Gliederung der Bevölkerung in den Städten wich insofern
von der des Landes ab, als hier anstelle der magyarischen eindeutig die deutsche
Bevölkerung dominierte.