Nach dem Tod András
II. bestieg sein ältester Sohn Béla
den Árpádenthron. Béla
IV. (1235-1270) brach völlig mit der Politik seines Vaters. Sein
Programm zielte auf eine konservative Wende, eine Rückkehr zu den Zuständen
wie zur Zeit Bélas III.
Das wichtigste Mittel dazu war die Rücknahme der früheren - als
"überflüssig und unnützlich" erklärten - Schenkungen.
Die Vollstreckung der königlichen Verordnung erfolgte durch zu diesem
Zweck einberufene Kommissionen. Die Aktion hatte einen nur mäßigen
Erfolg, die Folgen waren jedoch umso verheerender: Mit ähnlicher Vehemenz
wie damals gegen András II. lehnte man sich jetzt gegen Béla
auf. Béla mußte schließlich seine Politik einstellen und
die Schenkungen belassen.
In dieser schwierigen Lage erlitt das Land den verheerenden Angriff der Mongolen.
Die Mongolen (oder Tataren, wie sie im ungarischen historischen Bewußtsein
bezeichnet werden), die das bislang größte Reich Eurasiens aufgebaut
hatten und wegen ihrer militärischen Macht berühmt und gefürchtet
waren, griffen Ungarn (s. Karte)
aus drei Richtungen an. Das Land war auf den Kampf nicht vorbereitet und sich
dem Ernst der Lage auch nicht bewußt.
Béla IV. erwies sich als militärisch unfähig und war nicht in der Lage, die prinzipiell zur Verfügung stehenden Streitkräfte zu mobilisieren, was, paradoxerweise, dem Königreich nur zu Gute kam. Bélas Truppen erlitten bei Muhi am Fluß Sajó eine katastrophale Niederlage (1241), doch wegen der fehlgeschlagenen Mobilisierung wurde wenigstens nicht die gesamte militärische Kraft des Landes vernichtet. Die Mongolen besetzten den östlichen Teil des Landes. Aber erst im Winter überquerten sie die zugefrorene Donau, um zu versuchen, den König gefangen zu nehmen. Ihre Bemühungen blieben erfolglos, denn Béla hatte mit seiner Familie (s. Bild, Margit) in Dalmatien Zuflucht gefunden. 1242 zogen sich die Mongolen unvermutet zurück. Sie hinterließen ein verwüstetes Land.