Erst König László
I. (1077-1095) gelang es, die Thronstreitigkeiten zu beenden und die Verhältnisse
im Lande zu konsolidieren. Eine große politische Rolle spielte hierbei
die Heiligsprechung des Staatsgründers Stephan,
seines Sohnes Imre, des
Märtyrers Bischof Gellért
und zweier frommer Einsiedler, András und Benedekt. Die Heiligsprechung
wurde auf Lászlós Initiative eingeleitet und hatte einen symbolischen
Charakter. Sie sollte demonstrieren, daß dem Königreich Ungarn
trotz der Stürme der vergangenen Jahrzehnte ein ehrenhafter Platz in
der Gemeinschaft christlicher Staaten gebühre, denn sowohl das Land als
auch sein König konnten sich nunmehr ihrer eigenen Heiligen rühmen.
Von größter Wichtigkeit wurde die Heiligsprechung Stephans. Dessen
offizieller Kult wurde im Laufe der Zeit zu einem zentralen Punkt des mittelalterlichen
politischen und rechtlichen Denkens in Ungarn.
König László erwies sich auch im Alltag
als ein würdiger Fortsetzer der Stephanschen Politik. Er sorgte durch
besonders scharfe Gesetze und Verordnungen für die Restauration der während
der Thronfolgekriege aufgelösten Ordnung in seinem Lande.
Als besonderes Verdienst Lászlós ist zu verzeichnen, daß
das Land sich dank seiner Maßnahmen nicht nur erholen, sondern gegen
Ende seiner Herrschaft sogar zu einer expansionsfähigen Macht entwickeln
konnte. László mischte sich auf Grund seiner Verwandt-schaftsbeziehungen
- eine seiner Schwestern war mit dem kroatischen König Zvonimir verheiratet
- in den inneren Zwist der Kroaten ein und besetzte 1091 das Land an der Adriaküste.
Bereits vorher verstärkte er seinen Einfluß auf das zwischen Kroatien
und der Drau liegende mittelalterliche Slawonien, wo er nach dem Vorbild Stephans
ein Bistum in Zagreb gründete.