Vieles deutet darauf hin, daß alle diese Zentren (s.
Bild) nach dem Stammesprinzip organisiert waren, und daß sie Züge,
die als Grundlage der Entwicklung zu einem Staat europäischen Typs dienen
konnten, in unter-schiedlicher Ausprägung bereits in sich trugen.
Die Stammesorganisation der Árpáden
war bis Ende des 10. Jahrhunderts nur eines dieser politischen Zentren. Seine
Oberhäupter richteten ihre Aufmerksamkeit vorwiegend gegen Westen. Fürst
Géza (s. Bild),
Urenkel Árpáds,
der seine Herrschaft vermutlich Anfang der 970er Jahre antrat, unternahm bedeutsame
Schritte zur Stabilisierung der deutsch-ungarischen Beziehungen, die nach
der Augsburger Schlacht noch immer ziemlich angespannt waren. Er öffnete
sein Land für christliche Missionare und entsandte Boten an den Hof von
Otto I. Gézas politisches Handeln war eine Gratwanderung zwischen Altem
und Neuem: Zwar ließ er sich taufen und zwang seinem Volk das Christentum
auf, doch hörte er nicht auf, heidnischen Gottheiten zu dienen.
Zwar strebte er nach Frieden mit dem 962 erneuerten westlichen Kaiserreich, doch wenn er glaubte, dazu gezwungen zu sein, kämpfte er auch gegen den bayrischen Herzog. Als sein wichtigstes Verdienst kann die Stabilisierung der deutsch-ungarischen Beziehungen gelten, die er erreichte, ohne seine politische Unabhängigkeit tatsächlich aufgeben zu müssen. Als Vollendung seiner Erfolge konnte er für seinen Sohn Vajk, der nach dem christlichen Glauben auf den Namen Stephan (ung. István) getauft wurde, die bayrische Herzogin Gisela (s. Bild) als Frau gewinnen.