Während seiner Zeit als
Ministerpräsident und Nach-kriegspräsident führte Juho
Kusti Paasikivi (27.11.1870 - 14.12.1956) Tagebuch. Die Tagebücher wurden
Mitte der 80er Jahre als Buch veröffentlicht. In den Tage-büchern schildert
Paasikivi sehr detailliert seine täglichen Aufgaben, wer zu Gesprächen gekommen
ist und worüber man sprach.
Im Herbst 1944, als der Krieg noch im Gange war, kommentierte Paasikivi den
von Mannerheim anläßlich des Beginns der Waffenruhe ausgegebenen Tages-befehl.
"8.9.1944
Der Tagesbefehl von Mannerheim: "Ich bin davon überzeugt, daß
das finnische Volk seine Selbständigkeit bewahren und seine Zukunft nur
unter der Bedingung sichern kann, daß es ehrliche Beziehungen zu den
Nachbarländern anstrebt. Deswegen habe ich der Sowjetunion Friedensberatungen
vorgeschlagen usw."
Reflektion: Schief und verlogen.
Mannerheim hat nicht deswegen so verfahren, sondern deshalb, weil der Krieg
so verlaufen ist, wie er verlaufen ist.
Reflektion 10.9.44 Wenn im letzten Frühjahr (April - Mai) Frieden geschlossen
worden wäre:
1) Der Verlauf des Krieges war damals bereits klar, und die Soldaten hätten
dies sehen können.
2)
Frieden hätte geschlossen werden können. Wenn Mannerheim, Ryti und
die Regierung sich auf diesen Standpunkt gestellt hätten, hätte
das finnische Volk dies wohl eingesehen. Auch hätte die Sache mit den
Deutschen unter dieser Bedingung geklärt werden können.
3) Auch wenn die Bedingungen jetzt nicht schwerer als damals wären, wäre
unsere Position günstiger gewesen:
a) Je früher wir aus dem Krieg ausgeschieden wären, desto besser
wäre es für uns gewesen.
b) Wir hätten nicht diese Gefallenen und Invaliden verloren, wie es geschehen
ist.
c) Der Ryti-Rippentrop-Vertrag wäre nicht geschlossen worden. Er hat
unseren Wert sowohl bei den Allierten herabgesetzt, als auch, unter Berücksichtigung
der nachfolgenden Ereignisse im Herbst bei den Deutschen. Darum hat dieses
Vorgehen - das Schließen und dann die Kündigung des Vertrages -
uns keine Ehre gebracht. Dies stimmt auch nicht mit unserem Standpunkt überein.
Auch hat es unsere Sache im Kreml nicht gefördert.
d) Wir sind erst aus dem Krieg ausgestiegen, als auch der Blinde sah, wie
der Krieg läuft."