Der bedeutendste Autor der Neo-Romantik war Eino
Leino (1878-1926). Leino distanzierte sich von der Runebergschen
Tradition und suchte nach Einflüssen aus Westeuropa, die er mit heimischen
Einflüssen, wie dem Kalevala,
verband. Er hat mit der großen Band-breite seines literarischen Schaffens
auf überzeugende Weise bewiesen, daß Finnisch zu einer verfeinerten
Kultursprache geworden war.
In der bildenden Kunst wurde Akseli
Gallen-Kallela (1865-1931) zum bekanntesten und vielseitigsten Maler seiner
Zeit. Er entwickelte einen rein ursprünglichen Symbolismus (s.
Sirén, Simberg),
dessen alte mythische Figuren das finnische Bewußtsein prägten.
Viele seiner Gemälde hatten auch antirussische Untertöne, die die
unablässige Hoffnung der Finnen auf ein Ende der Unterdrückung ausdrückten.
Ein anderer Pionier auf dem Gebiet der realistischen Malerei war Albert
Edelfelt (1854-1905). Er genoß auch in den bedeutenden Kunstzentren
Europas ein hohes Ansehen. Er wählte oft historische Themen, aber auch
in diesen ließ sich Kritik an der Unterdrückung erkennen, z.B.
in den Illustrationen zu den "Erzählungen des Fähnrich Stahl".
In der Musik (s. Ackté, Merikanto) wurde Jean Sibelius (1865-1957, s. Bild) zur bestimmenden Figur. Der grundlegende Charakter seiner Werke war stets die nationale Neo-Romantik. Die Finlandia-Hymne, die nach dem Februar-Manifest entstanden war, wurde bald zur Hymne des antirussischen Widerstandes. Die politischen Unruhen von 1905 beendeten die nationale Neo-Romantik, als sich herausstellte, daß die nationale Einheit nicht nur eine Frage der Sprache, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit war. Es entstand eine Reaktion auf die Neo-Romantik, indem man den Realismus (s. Lassila, Gedicht) zurückbrachte und Gesellschaftsklassen in ihre eigenen Kreise zurückdrängte.