Zu Beginn der Autonomie war Finnland ein armes Land, welches
sich hauptsächlich selbst versorgte, da ungefähr 90% der Bevölkerung
ihr Auskommen aus der Landwirtschaft bezogen. Das Wirtschaftswachstum war
sehr langsam, und in der Wirtschaftspolitik folgte man den traditionellen
merkantilistischen Prinzipien und Beschränkungen. Der Staat unterstützte
die Export-industrie (s. Bild),
vor allem die Metallindustrie, der allerdings die natürlichen Voraussetzungen
fehlten, weil ihre Rohstoffe hauptsächlich aus dem Ausland importiert
wurden. Am stärksten wuchs die Textilindustrie, welche als erste Dampfmaschinen
einsetzte. Die Produktion dieser Branche wurde von den Finlayson-Baumwoll-fabriken
in Tampere (s. Bild) beherrscht.
Die Sägewerk-industrie hätte die besten Wachstumschancen gehabt,
aber aus Angst vor einem Versiegen der Rohstoffe war für die Wassersägen
ein Sägewerkkontingent vorge-geben. Außerdem war die Gründung
von Dampfsäge-werken verboten.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurden jedoch Reformen durchgeführt,
welche die Grundlage für die Industrialisierung seit 1860 schufen. Nachdem
1840 das schwedische Geld (s.
Haartmann) aus dem Umlauf genommen worden war, und der russische Rubel
zum einzigen Zahlungsmittel im Lande wurde, klärte sich die Geldsituation.
Im selben Jahr wurde das Steuerwesen dadurch ver-einfacht,
daß die Zahl der Güter, mit denen anstelle oder in Ergänzung
von Geld Steuern bezahlt werden konnten, radikal reduziert wurde. Die schwache
Infrastruktur wurde durch den Bau von Landstraßen (s.
Karte) und Kanälen gefördert. In Finnland stritt man damals
um die Vorzüge von Wasserstraßen und Schienenwegen (s.
Karte), wodurch der Bau der letztgenannten auf die 60er Jahre des 19.
Jahrhunderts verschoben wurde. Von den zahlreichen Kanälen ist der Saimaa-Kanal
(s. Haartmann, Karte),
der die inländischen Seen mit der Ostsee verbindet, der eindrucksvollste.
Der Dampfschiff-fahrtsverkehr begann 1833, als der erste Schlepper damit begann,
Holz aus dem Saimaaseengebiet zu schleppen. Nach der Machtergreifung Alexanders
II. löste sich die gesellschaftliche Erstarrung. Nun setzte man auch
in Finnland alles daran, die legislativen Hindernisse auf dem Weg zur Industrialisierung
auszuräumen. Die wichtigste Reform war 1879 eine Verordnung über
die freie Ausübung eines Gewerbes. Eigenes Geld wurde seit den 60er Jahren
des 19. Jahrhunderts geprägt. Sein Wert blieb bis zum Ersten Weltkrieg
stabil, was den industriellen Aufbau (s.
Kurzttext) des Landes erleichterte. Auch wurden die Beschränkungen
hinsichtlich der Sägewerke aufgehoben und die Errichtung von Dampfsägewerken
gestattet.