Nachdem Deutschland im März 1939 die Tschecho-slowakei
entgegen dem von Hitler gegebenen Ver-sprechen besetzt hatte, garantierten
Frankreich und Großbritannien die Unantastbarkeit von Polen und Rumänien.
Verhandlungen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion über
eine gegen Deutschland gerichtete Zusammenarbeit scheiterten. Für alle
war es eine Überraschung, als die Sowjetunion und Deutsch-land im August
einen gegenseitigen Nichtangriffspakt (s.
Molotow) schlossen. Zum Vertrag gehörte ein geheimes Zusatzprotokoll,
demzufolge Finnland, Estland, Lettland, Litauen, der Ostteil von Polen und
Bessarabien zum Interessengebiet der Sowjetunion gehörten. Deutsch-land
erhielt den polnischen Westteil. Der Vertrag diente Deutschland als Garantie,
daß es keinen Zweifronten-krieg führen muß. Durch den Vertrag
änderte sich die Position Finnlands völlig und ließ es mit
der Großmacht allein.
Der Zweite Weltkrieg brach am 1.9.1939 aus, als Deutschland Polen angriff
und es innerhalb weniger Wochen unter seine Herrschaft brachte. Auf der Grundlage
des Zusatzprotokolls zum Nichtangriffspakt drang die Sowjetunion in Ostpolen
ein. Gemäß ihrem Versprechen erklärten Großbritannien
und Frankreich Deutschland den Krieg.
Nach der Besetzung Polens nahm die Sowjetunion erneut Verhandlungen
mit den Randstaaten über die Errichtung von militärischen Stützpunkten
auf deren Gebiet auf. Die baltischen Länder willigten in diesen Vorschlag
bedingungslos ein.
Finnland erhielt am 5.10.1939 eine Einladung zu Verhandlungen in Moskau. Stalin
nahm persönlich an den Verhandlungen teil, bei denen man für den
Schutz Leningrads eine Verschiebung der Grenze auf der karelischen Landenge,
die Halbinsel Hanko als militärischen Stützpunkt und die äußeren
Schären des finnischen Meerbusens für die Sowjetunion forderte.
Finnland bot man als Kompensation die Gebiete Ostkareliens an.
Den Instruktionen der Regierung entsprechend lehnten die finnischen Unterhändler
alle Forderungen der Sowjetunion ab. Stattdessen pochten sie auf die Neutralität
Finnlands. Die Halbinsel Hanko war der größte Stein des Anstoßes,
dessen Abtretung man als Gefährdung der gesamten Landesverteidigung be-trachtete.
Vor der dritten Verhandlungsrunde veröffent-lichte die Sowjetunion ihre
Forderungen und setzte damit ihre ganze Autorität aufs Spiel.