Mit Vorliebe ließen sie sich mit verschiedenen königlichen
Ämtern betiteln, um ihrer Herrschaft den Schein der Legitimität
zu verleihen.
Nachdem der Anjou Karl I. Robert
sich gegen László und danach auch gegen den bayerischen Otto
von Wittelsbach (1305-1308) hatte durchsetzen können, mußte er
dennoch etliche Jahre warten, bis sein königlicher Titel mit Inhalt gefüllt
wurde. Denn der Oligarch László Kán, der in den Besitz
der heiligen Krone gelangt war, weigerte sich, diese herauszugeben. So entbehrte
die Krönung Karls von 1309 genauso der Rechtmäßigkeit wie
die von 1301. Nach langen Verhandlungen gelang es schließlich, László
Kán zur Übergabe der Krone zu überreden. So konnte Karl 1310
schließlich rechtmäßig gekrönt werden.
Karl I. Robert war bemüht, ein Gleichgewicht zwischen der Macht der Oligarchen
und der des Königs herzustellen. Dies war aber kein einfaches Unterfangen,
denn Máté Csák zog bald sein Treuebekenntnis zurück
und lehnte sich mit Waffengewalt gegen den König auf. Es gelang Karl
in einem zehn Jahre dauernden Kampf, die Oligarchen zu besiegen. Mit dem Tod
seines erbittersten Feindes Máté Csák 1321 herrschte
der König über das gesamte Land.
Damit war die Wiederherstellung der politischen Einheit des
Landes abgeschlossen.
Karl ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß er keinerlei
Einschränkungen seiner schwer erkämpften Macht dulden würde.
Das neue Machtsystem beruhte auf den von den Oligarchen konfiszierten und
in den königlichen Besitz überführten Ländereien und Burgen
sowie auf den königlichen Ämtern und Pfründen. Das entscheidende
Element lag darin, daß der Herrscher die Verwaltung der königlichen
Burgen und Ländereien an die Würdenämter und an das Amt der
Komitats-gespanschaften
knüpfte. So genoß ein jeder Amtsträger in der Zeit, in der
er das Amt ausübte, die damit einhergehenden Pfründe und konnte
daraus seine Ausgaben bestreiten. Auf diese Weise kam die Verwaltung der königlichen
Güter praktisch in Privat-hände, während die Güter selbst
weiterhin im Besitz des Königs verblieben. Ein weiterer Vorteil dieses
Systems war, daß der sicherste Weg für den gesellschaftlichen und
finanziellen Aufstieg erneut darin lag, in den Dienst des Herrschers zu treten.
Durch die Ämter konnte Macht, Besitz und Prestige in einem Ausmaß
erworben werden, wie es auch mit dem größten Privatbesitz nicht
möglich gewesen wäre.