Ebenso erging es einer großen Delegation (s.
Bild), die versuchte, dem Zaren eine von 500.000 Finnen unter-schriebene
Petition (s. Große Petition)
zu überbringen.
Mit dem Februarmanifest setzte eine Russifizierungs-periode in Finnland ein.
Russisch wurde zur Sprache der höchsten Behörden bestimmt, und man
lehrte es vermehrt in den Schulen. Die Zensur wurde strenger, auch wurden
viele Zeitungen eingestellt. Die Über-wachung des Volkes wurde verschärft,
indem man russische Militärpolizei im Land stationierte. Die finnische
Armee wurde 1902 aufgelöst. Die finnischen Wehr-pflichtigen sollten zum
Dienst in der russischen Armee befohlen werden, wenn auch überwiegend
in finnischen Einheiten. Die Maßnahme mißlang, weil die Wehrpflichtigen
die Einberufungsbefehle boykottierten. Dies führte 1904 zu einer vollständigen
Befreiung der Finnen vom Wehrdienst. Allerdings war diese Befreiung mit der
Zahlung einer Extrasteuer verbunden.
Um den finnischen Widerstand ersticken zu können, erhielt Bobrikov
1903 für drei Jahre fast diktatorische Vollmachten. Auf sie gestützt
entließ er Beamte, verwies unzählige Personen des Landes, schloß
Unternehmen, verbot Versammlungen und stellte Zeitungen ein.
Die unterschiedliche Einstellung zur Unterdrückung manifestierte sich
in einer Aufspaltung in zwei große Lager: Die einen befürworteten
die Akzeptierung, während die anderen passiven Widerstand favorisierten.
Die Befürworter (s.
Yrjö-Koskinen) gingen davon aus, daß man die Russen durch Widerstand
nicht weiter verärgern durfte, sondern daß man einen Verhandlungs-weg
zum Machthaber offenhalten und auf bessere Zeiten warten sollte. Widerstand
hielt man aufgrund der militärischen Stärke Rußlands für
zwecklos.
Dagegen stellten diejenigen, die den passiven Wider-stand (s.
Bild) favorisierten, das Gesetz über alles. Sie gingen von der Grundposition
aus, daß über Gesetze, die in einer ungesetzlichen Weise erlassen
worden seien, weder verhandelt werden könne, noch daß man ihnen
gehorchen müsse. Daneben gab es die kleine Gruppierung der Aktivisten.
Sie meinten, daß es um die Existenzfrage Finnlands ginge und deswegen
alle Mittel gerechtfertigt seien. Es mußte den Russen klar gemacht werden,
daß die Russifizierung Finnlands nur zu einem sehr hohen Preis zu bekommen
sei. Deswegen sollte man auch vor Morden und terroristischen Akten nicht zurückschrecken.
Im Sommer 1904 erschoß ein einzelner Aktivist, Eugen
Schauman, Bobrikov auf den Treppen des Senats (s.
Bild). Anschließend richtete sich Schauman selbst. Er wurde fast
ein Nationalheld in Finnland.