Letztendlich weckte J.V.
Snellman (s. Bild) in
den Finnen das nationale Bewußtsein. Seine philosophische Analyse des
Finnentums ging von der Tatsache aus, daß es im Land eine kleine schwedischsprachige
Minderheit gab, die über ein gutes Einkommen verfügte. Zugleich
gab es aber auch eine große, in Armut lebende, finnischsprachige Mehrheit.
Die Lösung dieses sprachlich-sozialen Problems stellte für Snellman
eine zentrale Grundlage für die Existenz der Nation dar. Er sah die Lösung
in der Zivilisation und in der Erhöhung des Lebensstandards des finnischen
Volkes. Für Snellman war das wichtigste Mittel für ein Anheben der
Zivilisation eine Verbesserung der Stellung der finnischen Sprache. Dies aber
würde eine Erhebung des Finnischen zur Unterrichts- und Wissenschaftssprache
bedeuten, weil nur dann eine aus dem Volk stammende Intelligenz entstehen
könnte. Finnisch mußte zur Amtssprache ausgebaut und von der schwedischsprachigen
Intelligenz erlernt werden. Kurz gesagt, das Ziel war die Zivilisierung des
Volkes und die Nationalisierung der Intelligenz.
Snellman veröffentlichte sein radikales Programm in der
von ihm gegründeten Zeitung Saima, welche die erste moderne Zeitung in
Finnland war (1844-1846). Das Anprangern gesellschaftlicher Mißstände
führte zur Einstellung der Zeitung und zur Verdrängung Snellmans
aus der Wissenschaftswelt. Erst als sich die Umstände geändert hatten,
wurde er zum Universitätsprofessor für Philosophie ernannt. Nachdem
er 1863 Senator geworden war, erließ Alexander
II. auf seine Initiative hin im gleichen Jahr ein Sprachmanifest, wonach
im Verlauf von 20 Jahren das Finnische gleichberechtigte Amtssprache neben
dem Schwedischen werden sollte. Anfangs spitzte das Sprachreformprogramm (s.
Bild) den Konflikt (s. Topelius)
zwischen den Sprachgruppen zu, in der Praxis wurde es erst Anfang des 20.
Jahrhunderts verwirklicht.