In Ermangelung von Universitäten waren die ungarischen
Studenten allerdings zur Peregrination (s.
Zsámboky) an die protestantischen Universitäten in Deutschland,
in den Niederlanden und in England gezwungen.Damals wurden die bis in die
Gegenwart wirkenden intensiven Wissenschaftsbeziehungen zwischen Ungarn und
Deutschland begründet.
Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in Ungarn kaum eine weltliche, sondern fast
nur eine religiös motivierte Literatur.(s.
Abbildung) Im habsburgischen Teil Ungarns wurde das kulturelle Antlitz
durch die von den Jesuiten im Zeichen der Gegenreformation (s.
Karte) geschaffene religiöse Literatur geprägt. Bedeutsam war
vor allem die Tätigkeit von Péter
Pázmány (1570-1637) (s.
Bild), der als Schriftsteller, Kirchenorganisator und Politiker wirkte.
Er gründete 1623 das ungarische Priesterseminar in Wien, erhob 1635 das
Jesuitenkollegium in Tyrnau (s.
Karte) in den Rang einer Universität - dies war die erste ungarische
Universitätsgründung von Bestand - wurde Erzbischof von Esztergom
und schließlich 1629 zum Kardinal ernannt. Er verfaßte zahlreiche
auch literarisch wertvolle theologische Schriften, die eine tiefere katholische
Religiösität bewirken sollten.
Als sein protestantischer Gegenspieler als Literat galt Albert
Szenczi Molnár (1574-1639), der textgetreue Übersetzungen
von Psalmen schuf und vielfältige und komplizierte Versformen aus dem
Deutschen ins Ungarische übertrug. Zugleich übte die von ihm verfaßte
ungarische Grammatik eine wichtige Rolle auf die Pflege der ungarischen Sprache
aus.
In Siebenbürgen und den zum Fürstentum Siebenbürgen gehörenden
Komitaten wurde im Schulwesen
das aus den ausländischen protestantischen Universitäten stammende
Gedankengut verbreitet. So unterrichtete z.B. Jan
Amos Comenius in Sárospatak (s.
Bild) von 1650 bis 1654. Unmittelbar darauf trat János
Apáczai Csere in den Schuldienst, der als herausragender Pädagoge
die wissenschaftlichen Kenntnisse seiner Zeit zusammenfaßte und weitreichende
Pläne zur Entwicklung einer weltlichen Intelligenz entwickelte.