Was waren nun die entscheidenden und auch die spätere 
    Entwicklung Ungarns stark beeinflussenden Folgen und Ergebnisse der über 
    anderthalb Jahr-hunderte dauernden Türkenzeit? Zunächst bleibt festzu-halten, 
    daß Ungarn in weiten Teilen verwüstet wurde, allerdings nicht so 
    sehr durch die türkische Besetzung als solche, sondern vielmehr durch 
    die dauernden, mit wechselnden Erfolgen endenden Kampfhandlungen, die auf 
    seinem Territorium ausgefochten wurden. Besonders der Befreiungskrieg richtete 
    umfangreiche Verwüstungen an. Die Türken selbst haben in dem von 
    ihnen besetzten zentralen Teil Ungarns nur wenige Spuren, wie einige Minarette 
    (Bild 1, Bild 
    2) und Bäder (s. 
    Bild), hinter-lassen. Es war auch nicht ihre politische Absicht, die politischen, 
    ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen entscheidend zu verändern. 
    Sie begnügten sich mit den Steuereinnahmen und betrieben hierzu einen 
    Raubbau an den wirtschaftlichen Ressourcen, ließen aber im übrigen 
    das Land in Ruhe. 
    Die Kampfhandlungen führten ebenso wie Hungersnöte und häufig 
    grassierende Seuchen zu einer Stagnation, wenn nicht gar zu einem Rückgang 
    der Bevölkerungs-zahl. Im Gegensatz zu den anderen europäischen 
    Ländern, in denen in dieser Periode die Bevölkerungs-
zahl erheblich angestiegen ist, hatte Ungarn am Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts mit ca. 3,5 bis 4 Millionen Einwohnern lediglich die Zahl des Spätmittel-alters wieder erreicht bzw. leicht überschritten, die für das Ende des 15. Jahrhunderts auf 2,5 bis 3,5 Millionen geschätzt wird. Die Bevölkerung war wegen der im besetzten Gebiet herrschenden Unsicherheit zu einem großen Teil aus den Dörfern entweder in den habs-burgischen Teil Ungarns oder in wenige größere Markt-flecken, in denen eine größere Sicherheit herrschte, geflüchtet. Dadurch wurden vor allem im Alföld, der Großen Ungarischen Tiefebene, viele Dörfer aufgelassen. Das dichte mittelalterliche Dorfnetz war völlig zerstört, landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden zu Sümpfen und Öden. Als Folge der Bevölkerungsbewegungen wurde ein Prozeß der Umgestaltung des Siedlungs-netzes in Gang gesetzt, der sich in der Folgezeit noch intensivierte. Die nach dem Ende der Türkenzeit einsetzenden Migrationen innerhalb Ungarns und die An-siedlung (s. Karte) aus Deutschland stammender Siedler schufen eine völlig neue ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung Ungarns.