Die grundlegenden Bedingungen für die politische Entwicklung
Ungarns und Finnlands in diesen beiden Jahrhunderten waren völlig unterschiedlich.
Finnland verblieb als eine Provinz unter schwedischer Herrschaft, aber die
Etablierung der Wasa-Dynastie im Jahr 1523 und ein im Kern moderner Staatsapparat
führten in Finnland dazu, daß die administrative Bindung zu Schweden
enger wurde. Finnlands politische Entwicklung war untrennbar mit derjenigen
Schwedens zu einer Großmacht europäischen Ranges verbunden. In
Ungarn dagegen hatte sich der blühende unabhängige mittelalterliche
Staat, die einstige europäische Großmacht, 1526/1541 aufgelöst.
Der Staat wurde in drei Teile geteilt, die unterschiedlichen Entwicklungen
unterworfen waren.
In diesen zwei Jahrhunderten herrschte in beiden Ländern ein nahezu kontinuierlicher
Kriegszustand, der große Unsicherheit unter der Bevölkerung hervorrief.
In Finnland betrieb das schwedische Königreich eine agressive Außenpolitik,
um ein Gegengewicht zur russischen Bedrohung zu schaffen. Dies führte
zu einem weitgehenden Erschöpfen der finnischen Ressourcen, was durch
eine Hungersnot sogar noch weiter verstärkt wurde. Ungarn wurde von den
Osmanen bedroht, und insbesondere gegen Ende der Besetzungsperiode wurde das
Land zerstört. Zusätzlich zu diesen Angriffen aus dem Ausland litt
die ungarische Bevölkerung unter internen Rivalitäten.
In Ungarn und in Schweden-Finnland fand die Reformation in
einer sehr schnellen und tiefgehenden Weise statt. Verbunden mit der Reformation
war die Stimulierung der nationalen Sprachen mit der Übersetzung der
Bibel, dem Verfassen von Grammatiken und der Entwicklung eines neuen Schulsystems.
Unterschiedliche Entwicklungen können darin gesehen werden, daß
sich in Ungarn zwei protestantische Konfessionen ausbreiteten und der Katholizismus
blieb, während in Finnland die evangelisch-lutherische Konfession zur
Staatskirche wurde. In dem unter der Herrschaft der Habsburger stehenden Teil
Ungarns benutzten die Herrscher den Katholizismus in dieser Rolle. Sie förderten
die Gegenreformation, während in Siebenbürgen eine große religiöse
Toleranz herrschte. In Schweden-Finnland gab es keine Gegenreformation.
Der ungarische Adel war wiederholt bestrebt, die Einheit und Unabhängigkeit
Ungarns mit politischen und militärischen Mitteln wiederherzustellen,
wobei es ihm primär auch um die Verteidigung seiner Privilegien ging.
Vom Adel in Finnland gingen keine Impulse aus, eine Unabhängigkeit Finnlands
von Schweden zu erkämpfen.