Die Lasten und Folgen der Türkenkriege ver-schlechterten erheblich die wirtschaftliche Situation Ungarns. Der Abstand zu Westeuropa, dessen Entwicklung sich durch die Entdeckung neuer Erdteile und die Ausbeutung der gewonnenen Kolonien dramatisch beschleunigt hatte, vergrößerte sich. In Ungarn herrschte dagegen eine große Kapitalarmut. Ein Großteil der bedeutenderen ungarischen Städte lag in den von den Türken besetzten Gebieten. Sie wandelten sich zu Militärstandorten und verloren ihre städtischen Funktionen. Die wenigen verbliebenen Kleinhandwerker und Gewerbetreibenden deckten lediglich die lokalen Bedürfnisse. Auch die Städte in dem habsburgischen Gebiet und in Siebenbürgen vermochten ihren früheren Entwicklungsstand nicht mehr zu halten. Die Bevöl-kerungszahlen der Städte gingen zurück oder stagnierten bestenfalls, die gewerbliche Entwicklung war gehemmt, und auch die Handelsfunktionen wurden geschmälert. Auch die einst blühenden Städte (s. Bild) in den Bergbaugebieten verloren an Bedeutung. Die Förderung und der Export von Buntmetallen (s. Bild), insbesondere Kupfer, war wegen der politisch-militärischen Unsicherheit in Ungarn und der starken ausländischen Konkurrenz stark rückläufig - die Fugger (s. Thurzó) hatten aus diesem Grund 1547 ihre Pacht in Besztercebánya gekündigt.
Gleiches galt für die Edelmetallförderung. Die
Gold- und Silberproduktion Ungarns fiel im Vergleich zu den Importen aus Amerika
kaum mehr ins Gewicht. Das städtische Gewerbe erwies sich infolge seiner
Zunftorganisation und seiner rückständigen Technik als nicht konkurrenzfähig
gegenüber den modernen ausländischen Manufakturen, was zu einem
weiteren wirtschaftlichen Niedergang der Städte Ungarns führte.
Damit verloren auch die Märkte in den freien Städten ihre Anziehungskraft.
Ein erheblicher Teil des stark reduzierten Binnenhandels verlagerte sich in
die kleinen Marktflecken, in denen die Bauern und die Beauftragten der Großgrundbesitzer
ihre landwirtschaftlichen Produkte und selbst hergestellten Handwerksprodukte
anboten. Das städtische Bürgertum verlor im Laufe der Zeit sogar
das einzig wirklich gewinnbringende Geschäft, den Handel mit Exportschlachtvieh,
der zunehmend von den Großgrundbesitzern selbst durchgeführt wurde.