Erst durch die Vermittlung des herzoglichen Hofes von Johann
(III.) gelangte die Renaissancekultur nach Finn-land, wobei vor allem
Polen italienische Einflüsse vermittelte. Ungeachtet der kurzen Dauer
des herzog-lichen Hofes (1556-1563) hinterließ die Renaissance bleibende
Spuren in Finnland, welche vor allem in der Baukultur sichtbar sind. Ohnehin
ist die finnische Version der Renaissance deutlicher im veränderten Lebensstil
und in der Mode als in der Kunst sichtbar.
Während der Zeit von Johann wurde die Burg von Turku (s.
Bild) von einer geschlossenen Festung zu einem modernen Gebäude umgebaut,
welches über geräumige Treppenhäuser und prächtige Säle
verfügte. Aus der Burg wurde ein einheitliches Gebäude. Das Innere
der Burg war gemäß den Grundideen der Renaissance ausgestattet,
wobei die Wandtäfelungen, Gobelins und andere Dinge einen für Finnland
vorher unbekannten Glanz darstellten. Dies war besonders der Fall, als 1562
die Ehefrau von Johann, die polnische Fürstin Katharina Jagellonica,
nach Turku kam.
Die Hofhaltung von Herzog Johann wirkte genauso wie die Bauarbeiten als Vorbild
für die Rittergüter (s.
Bild). Die Adligen bauten mehr als sonst Steinhäuser, von denen nur
einige erhalten geblieben sind. Die schönsten von ihnen sind Sjundby
in Siuntio (ungefähr 1560) und Kankainen in Masku.
Auf den meisten Rittergütern wurden jedoch Holz-gebäude
errichtet, und selbst auf denjenigen, wo ein Steingebäude existierte,
war dies von vielen Holzgebäuden umgeben.
In der Literatur Finnlands ist der Geist der Renaissance nicht zu finden,
da die Grundlage für eine finnische Schriftsprache erst mit der Reformation
(s. Olaus) durch Mikael
Agricola geschaffen wurde. Er verfaßte sein Lebenswerk als Rektor
der Domschule von Turku und Bischof. Agricola entwickelte eine Schriftsprache,
die auf den aus der Turkuer Gegend stammenden westlichen Dialekten basierte.
Außerdem kreierte er für seine Übersetzungsarbeit eine große
Anzahl neuer Wörter. Agricola veröffentlichte 9 finnischsprachige
Werke, von denen die wichtigsten eine Fibel (1543) und "Das Neue Testament"
(1548, s. Bild) sind.
In der Tatsache, daß die Söhne von Gustav
Wasa über glänzende Finnischkenntnisse verfügten, zeigt
sich die Wertschätzung, welche dem Finnischen bis zum 17. Jahrhundert
entgegengebracht wurde. Allerdings verlor die finnische Sprache ihre Bedeutung,
als Schweden zur Großmacht aufstieg. Nun wurde Finnisch nur noch vom
einfachen Volk gesprochen, obwohl die Geistlichen weiterhin an der Entwicklung
des Finnischen arbeiteten, wobei ihr Schwerpunkt auf der im religiösen
Bereich verwendeten Sprache lag.