Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die wegen der widerrechtlichen
Inbesitznahme Revals begonnen hatten, dauerten fast ohne Unterbrechung knapp
100 Jahre lang an. Die innere Schwäche der Nachbarländer, politische
und kaufmännische Ziele sowie die in früheren Kriegen erreichten
Erfolge verleiteten Schweden zu weiteren Eroberungskriegen. Als Erbfolgestreitigkeiten
Rußlands Kraft schwächten und Polen durch einen im Süden ausgetragenen
Krieg erschöpft war, entstand eine vorteilhafte außenpolitische
Lage. Kräftemäßig stand Dänemark mit Schweden auf einer
Stufe. Ein Ergebnis der Kriege war, daß Schweden auf Kosten von Rußland,
Polen, Dänemark und Deutschland zum Herrscher des gesamten Ostseeraums
aufstieg.
Seit je her focht Schweden mit Rußland einen Streit um die Grenze des
Friedens von Pähkinäsaari (s.
Karte) aus, da bereits zum Ende des Mittelalters und besonders intensiv
seit den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts Finnen über die Grenze ins
Einödland gezogen waren. Im Frieden von Täyssinä (1595, s.
Karte), welcher am Ende des 25 Jahre dauernden Krieges geschlossen wurde,
verdoppelte sich das finnische Gebiet (s.
Karte) fast, da die Grenze bis zum Eismeer gezogen wurde, und Rußland
mußte zusätzlich auch die Besetzung Estlands anerkennen. Der nördliche
Teil der neuen Grenzlinie war nicht genau umrissen, was zu ständigen
Raubzügen von beiden Seiten führte.
Karl IX. machte
sich das Chaos in Rußland zunutze und leitete Anfang des 17. Jahrhunderts
von neuem Kriegsoperationen gegen Rußland ein. Trotz der kriegerischen
Erfolge strebte der neue Herrscher Gustav
II. Adolf (1611-1632) nach Eintracht mit den Russen. So schloß er
1617 den Frieden von Stolbovo, welcher Rußland ganz von der Ostsee fernhielt.
Man erachtete die Grenze für sicher, und im Osten folgte eine lange Zeit
des Friedens.
Nach dem Frieden von Stolbovo (s.
Karte) konzentrierte sich Gustav II. Adolf auf einen Krieg gegen Polen.
Er hielt Polen für den Hauptfeind, da Sigismund auch weiterhin eine Bedrohung
für die schwedische Krone darstellte. Der rund 20 Jahre dauernde Krieg
endete, als 1629 Frieden geschlossen wurde, und Schweden das ganze Baltikum
in seinen Besitz nehmen konnte. Die Beziehungen zu Polen wurden endgültig
1660 geregelt, als Polen seine Ansprüche auf die schwedische Krone aufgab.
Gustav zog von Polen aus mit seinen Truppen nach Deutschland, wo er am 30jährigen
Krieg (s. Karte) teilnahm.
Es war offenkundig, daß es Schweden neben der Hilfe für die Protestanten
vor allem um die Herrschaft über die gesamte Ostsee ging.