Karl XI. war ein mächtiger Alleinherrscher, der sich sorgfältig
um die Außenpolitik kümmerte. Wenn er wichtige Entscheidungen traf,
hörte er auf die Stände des Landes. Die Situation änderte sich,
als nach seinem Tod 1697 sein Sohn Karl
XII. (s. Bild) mit 15
Jahren zum souveränen Herrscher ausgerufen wurde. Dieser war von Natur
aus stur und berief die Stände nur einmal zur Versammlung ein. Für
die Ämter ernannte er seine Günstlinge. Außerdem führte
er das Land in einen langen Krieg, der bald offenbarte, daß die Großmacht
keine natürlich gewachsene Einheit war.
Die Großmacht war unter vorteilhaften außenpolitischen Umständen
entstanden. Dem armen Staat war es unter Konzentrierung all seiner Kraftreserven
auf die Außen-politik gelungen, die Herrschaft über den Ostseeraum
zu erlangen. Das Reich war jedoch zersplittert, und Schweden hatte eine zu
kleine Flotte, um es zu beherrschen. Die geringe Bevölkerungzahl und
mangelnde wirtschaftliche Kraftreserven machten ein Zusammenhalten der Großmacht
unmöglich.
Schweden hatte Gebiete von Rußland, Polen, Dänemark und Deutschland
annektiert. Als die Nachbarn Ende des 17. Jahrhunderts wiedererstarkten, begannen
sie die Rückeroberung (s.
Bild) der Gebiete unter ihre Herr-schaft in Angriff zu nehmen.
Rußland war unter der Leitung von Peter dem Großen
modernisiert worden. Es strebte danach, einen freien Zugang zur Ostsee zu
erlangen. Als Verbündete erhielt es den polnischen König August
den Starken, welcher bemüht war, das Baltikum zurückzubekommen,
sowie den dänischen König Fredrik IV., der es auf Süd-schweden
abgesehen hatte. Sie schlossen im Jahre 1699 ein Bündnis gegen Schweden.
Als nun der junge, unerfahrene König Karl XII. die Macht in Schweden
übernahm, bot sich ihnen eine günstige Gelegenheit. Der große
Nordische Krieg begann im Jahre 1700 in Livland, als sich Adlige, welche sich
der Einziehung ihrer Güter widersetzt hatten, einen Aufstand begannen
und den Anschluß an Polen forderten. Die schwedische Armee schlug den
Aufstand nieder, was Polen, Rußland und Dänemark als Anlaß
nahmen, Schweden den Krieg zu erklären. Die im Baltikum stationierten
schwedischen Truppen wehrten die polnischen Angriffe ab.
Als nächstes marschierte Karl XII. mit seinen Truppen in Dänemark
ein, welches aus den schwedischen Gebieten in Norddeutschland vertrieben wurde.