Die sozialstaatlichen Leistungen mußten in Finnland zwar
beschränkt werden, blieben jedoch in geringerem Umfang weiter erhalten.
In Ungarn ging die Arbeitslosigkeit in der zweiten Hälfte der 1990er
Jahre wieder zurück, und es begann sich ein post-sozialistischer Typ
des Sozialstaates zu entwickeln. In beiden Ländern haben sich dauerhaft
benachteiligte gesellschaftliche Gruppen herausgebildet, deren Probleme nur
langfristig gelöst werden können.
Viele Parallelen in der Entwicklung Ungarns und Finnlands in den 1990er Jahren
zeigen sich auch in innenpolitischen Angelegenheiten. In Finnland wurde es
nach Jahrzehnten unangefochtener konservativer Autorität möglich,
die politische Führerschaft - auch innerhalb einer politischen Partei
- zu kritisieren. Die Bedeutung des Staates ging in Finnland zurück und
es wurde und wird vielfach Staatseigentum privatisiert. In beiden Ländern
wurden Konzepte entwickelt, die politische Selbständigkeit auf regionaler
Ebene zu stärken. Auch gewann die regionale Entwicklungspolitik in beiden
Ländern immer mehr an Einfluß. In beiden Ländern ist das politische
Leben innerhalb des Parlaments und auch auf außerparlamentarischem Gebiet
sehr viel lebhafter geworden.
Gleichzeitig nahmen bestimmte Ideologien an Bedeutung zu und auch der Bezug
auf christliche Werte wurde in beiden Ländern deutlich stärker.
In den 1980er und zu Beginn der 1990er Jahren war der Umgang mit solchen Ideologien
allerdings erheblich behutsamer als in der jüngsten Vergangenheit.
Die Parteien, sogar die konservativen, suchen nach neuen
ideologischen Standpunkten und Organisationsformen. Die linken Parteien haben
sich vom Kommunismus gelöst, vielerorts scheinen die Zustände der
1980er Jahre vergessen.
Es fand auch ein allgemeiner Wandel hinsichtlich der Ansichten statt, wie
man Minderheitenprobleme - sowohl intern als auch extern - lösen sollte.
In Finnland profitierten die schwedische Minderheit und die Sami von neuen
Rechten, den Minderheiten in Ungarn wurden 1993 per Gesetz mehr Rechte eingeräumt.
Beide Länder widmen sich intensiv ihren jeweiligen Konnationalen (Karelier
in Rußland, Magyaren in den Nachbarländern). Allerdings spielen
die Minderheitenfragen in der ungarischen Politik eine wesentlich größere
Rolle als in der finnischen. Dies ist mit der größeren Anzahl der
betroffenen Menschen sowie mit der unsicheren politischen Situation in einigen
Nachbarstaaten zu erklären.
Globuskarten zu Ungarn und Finnland für die Zeiträume:
[2000]; [NATO];
[Europäische Union]