Bereits in der Endphase des Kádár-Systems wurde
die Außenpolitik durch eine radikale Öffnung nach Westen bestimmt,
wobei sie immer einkalkulierte, die sicherheits-politischen Interessen (s.
Bild) der Sowjetunion nicht allzusehr zu provozieren. Als deren Höhepunkt
kann die Öffnung der Grenze (s.
Bild) nach Österreich für die Flüchtlinge aus der DDR Anfang
September 1989 gelten.
Nach der Wende herrschte in Ungarn eine relativ große Einigkeit über
die Grundzüge der Außenpolitik. In ihrem Mittelpunkt stand von
Beginn an das Bestreben um Aufnahme in die euroatlantischen Integrationssysteme,
d.h. Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft und in der NATO.
Bereits im Dezember 1991 wurde ein Assoziierungs-abkommen mit der EG abgeschlossen
und im April 1994 der offizielle Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Auf der
Grundlage einer im Sommer 1996 erfolgten Bestandsaufnahme über den Stand
der Beitrittsfähigkeit Ungarns schlug die EU-Kommission im August 1997
der Regierungskonferenz die Aufnahme von Beitrittsver-handlungen vor. Diese
wurden im März 1998 begonnen. Der Abschlußtermin dieser Verhandlungen
und der konkrete Beitrittstermin hängen inzwischen weniger vom Stand
der Beitrittsfähigkeit Ungarns als vielmehr von politischen Erwägungen
innerhalb der EU ab. Wegen der offensichtlichen Verzögerung des Beitrittstermins
hat sich in Ungarn eine gewisse resignative Haltung gegenüber der EU
ausgebreitet.
Unverändert gültig sind die mit der EU-Mitgliedschaft
verbundenen Ziele aus der Sicht Ungarns. Solche sind die Erleichterung der
ökonomischen Modernisierung, die verbesserten ökonomischen Bedingungen
durch den Zugang zum europäischen Binnenmarkt und schließlich die
Erlangung einer außenpolitischen Sicherheit und Stabilität für
Ungarn und für die ostmitteleuropäische Region, die dann letztlich
auch den ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern zugute käme.
Der Verbesserung der außenpolitischen Sicherheit und Stabilität
diente auch der Antrag auf Aufnahme in die NATO, die bereits im März
1999 vollzogen wurde. Im Kampf der NATO gegen die jugoslawischen Machthaber
in Belgrad stellte Ungarn seinen Luftraum und seine Flugplätze zur Verfügung,
obgleich es erhebliche Bedenken wegen der damit verbundenen Gefahren für
die magyarische Minderheit in der Vojvodina gab.
Erfolge konnten die Regierungen auch in der Festigung und im Ausbau der Beziehungen
zu den Nachbarstaaten - mit Ausnahme Jugoslawiens - erzielen, mit denen Grundlagenverträge
abgeschlossen wurden. Allerdings gerieten die Verhandlungen mit der Slowakei
(s. Bild) und Rumänien
für lange Zeit ins Stocken und konnten erst von der Horn-Regierung zum
Abschluß gebracht werden. In der Problematik der ungarischen Minder-heiten
verfolgte Ungarn dabei eine zweigleisige Politik.