Trotz der Probleme gelang es Ungarn Mitte der 1990er Jahre,
in eine zweite, durch Modernisierung und Strukturwandel gekennzeichnete Phase
der ökono-mischen Transformation zu treten. Nach den harten Einschnitten
des Bokros-Pakets 1995 zeigten sich Anzeichen einer deutlichen Verbesserung
der Wirtschaftslage, wie aus verschiedenen makroökono-mischen Kennziffern
erkennbar wird.
Das Bruttoinlandsprodukt (s.
Bild) ist seit 1989 stark gefallen und erreichte 1993 seinen niedrigsten
Stand (82% des Wertes von 1989), danach setzte ein zunächst langsames,
seit 1997 dynamisches Wachstum ein. 1999 wurde das Niveau von 1989 wieder
erreicht.
Mitte der 1990er Jahre gelang es auch, die Inflationsrate (s.
Bild), die regelmäßig Beträge zwischen 20 und 30% eingenommen
hatte, einzudämmen; 1997 betrug sie nur noch 18,3%, im Jahr 2000 lag
sie bei 9,8%.
Auch die Arbeitslosenrate (s. Karte)
hatte bereits 1992 ihren Spitzenwert von 12,3% erreicht und ist seitdem rückläufig,
sie lag im Jahr 2000 knapp unter 7%; allerdings ist ein großer Teil
der Betroffenen dauerhaft arbeitslos, zudem weist die Arbeitslosigkeit gravierende
regionale Unterschiede auf.
1997 konnte zum ersten Mal auch ein Anstieg des bis dahin ständig gesunkenen
Realeinkommens verzeichnet werden.
Die positive Entwicklung drückte sich
auch in einer erheblichen Reduzierung der Auslandsverschuldung aus,
die von ca. 28 Milliarden $ (1994) auf ca. 24 Milliarden
$ (1997) verringert werden konnte, in der Zeit der Orbán-Regierung
jedoch wieder auf 31 Milliarden $ (2001) anstieg.
Der Außenhandel Ungarns schloß zwar seit 1991 kontinuierlich mit
einem Defizit ab, dieses konnte aber seit 1996 deutlich reduziert werden.
Bemerkenswert sind aber auch die Strukturveränderungen des Außenhandels.
Beim Import sank der Anteil der Konsumgüter zu Gunsten der für die
wirtschaftliche Modernisierung benötigten Investitionsgüter, beim
Export hat der Anteil der industriellen Güter deutlich zugenommen. Grundlegend
geändert hat sich die regionale Struktur des Außenhandels. Der
Anteil der ehemaligen RGW-Länder ist beim Im- und Export von ca. 50%
(1987) bzw. knapp 40% (1989) auf Werte von je ca. 19% (1997) zurückgegangen,
der Anteil der EU-Länder ist 1997 auf 71,2% (Export) und 62,8% (Import)
angestiegen. Zum wichtigsten Außenhandelspartner Ungarns wurde das vereinte
Deutschland.
Das gesamte Ausmaß des Strukturwandels in der Wirtschaft wird auch aus
der Entwicklung der Zahl der Unternehmen deutlich. Gab es 1989 nur 39.000
Unternehmen mit oder ohne juristische Person und 321.000 Einzelunternehmer,
so ist die Zahl bis 1999 auf 396.000 bzw. 660.000 angestiegen.