In der Reformationszeit bot sich für Gustav Wasa die Gelegenheit,
seine Macht und seinen Besitz auf Kosten der Kirche auszubauen. Damals wurde
für die Armen und Kranken in Hospitälern oder in "Häusern
des Heiligen Geistes" gesorgt. Die Hospitäler waren ursprünglich
für Leprakranke gegründet worden und befanden sich deswegen in der
Regel nicht in der Nähe von Siedlungen. Als Lepra seltener auftrat, wurden
in den Hospitälern auch andere Patienten aufgenommen. Die "Häuser
des Heiligen Geistes" bildeten eine Kombination aus Krankenhaus und Altersheim,
in denen Arme kostenlos untergebracht wurden, während Reiche eine hohe
Aufnahmegebühr zahlen mußten. In den größten Städten
existierten zudem Wohlfahrtseinrichtungen, wie Krankenstuben, Gilden, Klöster
und Almosen verteilende Altarstiftungen. Den Familien auf dem Lande boten
Gilden soziale Sicherheit und verteilten Almosen in Zusammenarbeit mit den
Kirchen.
Während der Amtszeit Gustav Wasas (1523 - 60) stieg die Anzahl der Hilfsbedürftigen,
während soziale Einrichtungen und Hilfsmittel gestrichen wurden. Durch
die Konfiszierung von Kircheneigentum und Landgütern der Hospitäler
erschwerte Gustav Wasa die Unter-stützung der Armen und Kranken, schenkte
dann aller-dings aufgrund von Gewissensbissen den Hospitälern Getreide
oder sogar Landgüter. Das Hospital von Viborg, welches zur Zeit der Finnlandreise
des Königs 1556 48 Landgüter abtreten mußte, war in dieser
Beziehung glücklich; es durfte die Einnahmen der Güter behalten.
Durch die Abschaffung der Klöster sowie durch die Umsiedlung
und Zusammenlegung der Hospitäler reduzierte der König die Zahl
der Krankenbetten für die Hilfsbedürftigen. Damals bestand nicht
die Absicht, die Kranken zu heilen, sie sollten lediglich von der arbeitenden
Bevölkerung ferngehalten werden. Die Armen wurden nur soweit unterstützt,
daß sie nicht den Hungertod starben oder erfroren. Aber die völlige
Beseitigung der Armut war nach Meinung des Königs unmöglich; er
war überzeugt von den Worten Jesu: "Die Armen sind immer in eurer
Mitte."
Gustav Wasa war sowohl mit der Miasma- als auch mit der Kontagiontheorie gut
vertraut, mit denen der Ur-sprung der Pest bzw. der als Pest bezeichneten
Krankheiten erläutert wurde. Laut der Miasmatheorie verbreitete sich
die Pest durch vergiftete Luft, die z.B. durch plötzliche Veränderung
der Wetterlage, Ein-wirkung von Himmelskörpern, Staubpartikel oder unge-sunde
Lebensumgebung giftig geworden war. Die Kontagiontheorie nahm an, daß
im Hintergrund der Infektion eine die Pest verursachende Substanz steht, welche
entweder durch direkten Kontakt oder z.B. durch Übertragung über
Gegenstände oder Tiere die Krankheit unter den Gesunden verbreitet.
In der Vermeidung miasmatischer Luft und verseuchter Materialien liegt der
Grund, warum der König 1551 entschied, das Hospital von Stockholm nach
Danviken verlegen zu lassen.