In Bildung und Kultur hatte die Kirche die führende Rolle
inne. Erst mit dem Auftreten der Ideen der Aufklärung wurde der kirchliche,
vor allem katholische Einfluß teilweise zurückgedrängt. Die
Jesuiten verloren mit der 1773 erfolgten Auflösung ihres Ordens ihre
nahezu Monopolstellung im höheren Schulwesen, das Schulwesen insgesamt
sowie die Hochschulen wurden mit der Ratio Educationis (1777) unter staatliche
Aufsicht gestellt und auf ein höheres Niveau gehoben. Die einzige Universität
Ungarns in Tyrnau erhielt 1769 eine medizinische Fakultät. 1777 wurde
sie von Tyrnau erst nach Buda (s.
Bild) und dann (1784) nach Pest (s.
Karte) verlagert, sowie um ein Institut für Ingenieurs-ausbildung
(1782) erweitert. Die 1735 gegründete Bergbauschule von Schemnitz wurde
1763 in den Rang einer Bergbauakademie erhoben. Dennoch mußten die meisten,
vor allem protestantische Studenten immer noch an ausländische Universitäten
peregrinieren, von wo sie die modernsten wissenschaftlichen Erkenntnisse mit
in ihre Heimat brachten.
In der Literatur kam György
Bessenyei eine wichtige Rolle zu. Er war Mitglied der 1760 geschaffenen
ungarischen adligen Leibgarde am Wiener Hof und propagierte in seinen kulturpolitischen
Schriften die Verbreitung der ungarischen Sprache und die stärkere Anlehnung
der ungarischen Literatur (s.
Csokonai, Gedicht)
an die weltliterarische Entwicklung.
Er war davon überzeugt, daß Wissenschaft und Literatur wirklich erfolgreich nur in der eigenen, nationalen Sprache betrieben werden kann. Die steigende Zahl von Druckereien, Buchhändlern und Bibliotheken sowie die Lockerung der Zensur in der Phase des aufgeklärten Absolutismus ermöglichte auch die Begründung eines Pressewesens in Ungarn. Die erste, noch deutschsprachige Zeitung (Pressburger Zeitung) erschien 1764 in Preßburg, die erste ungarischsprachige (Magyar Hírmondó) 1780 ebendort. 1788 wurde die erste ungarischsprachige literarische Zeitschrift (Magyar Museum) in Kaschau herausgegeben. Die meisten ungarischen Schriften zur Aufklärung erschienen allerdings weiterhin in nichtungarischen Sprachen.