Auch in dem nach der Zeit der osmanischen Besetzung wiedervereinigten Land wollte der ungarische Adel im Zeichen der ungarischen Unabhängigkeit und Restau-ration des mittelalterlichen Ungarn seine früheren Besitztümer, Privilegien und Selbstverwaltungsrechte wiederzurückerhalten. Als der absolutistische habs-burgische König es ablehnte, diese Wünsche zu erfüllen, war der Adel enttäuscht und begann den Unabhängig-keitskrieg. Nach dessen Scheitern mußten sie sich mit den Habsburgern arrangieren (Pragmatische Sanktion), um ihre Privilegien im Tausch mit der Anerkennung der habsburgischen Herrschaft zu behalten. Der ungarische Adel brauchte auch keine Angst mehr vor einer Bedrohung durch die Osmanen zu haben. Die Stände in Finnland dagegen waren wegen des wachsenden Drucks seitens Rußlands, dessen neue Hauptstadt St. Petersburg 1700 gleich neben der Grenze errichtet wurde, sehr besorgt. Da die schwedischen Könige an vielen Fronten Kriege führten, fühlten sich die Finnen mehr und mehr ungeschützt; sie begannen die Idee eines lokalen Patriotismus zu entwickeln. Sie blieben aber trotzdem loyal, und die politisch-administrative Verbindung zwischen Finnland und Schweden blieb die gleiche wie die zwei Jahrhunderte zuvor.
Wanderungsbewegungen innerhalb Ungarns, die An-siedlung von
Siedlern anderer Nationalität, insbesondere von Deutschen, in Ungarn
und Wanderungen aus den benachbarten Ländern nach Ungarn veränderten
während des 18. Jahrhunderts völlig die nationale Zu-sammensetzung
der Bevölkerung. In Finnland passierte nichts dergleichen. Hier stagnierte
die Bevölkerungszahl, was sich erst ab der Mitte des Jahrhunderts änderte,
als ein schnelles Bevölkerungswachstum begann.
In beiden Ländern sind ähnliche Erscheinungen des aufgeklärten Absolutismus
während der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu finden, wenn sie auch in Ungarn
stärker als in Schweden-Finnland ausgeprägt waren:
In Finnland herrschten bis 1772 die Stände, und erst dann begann Gustav
III. sehr schnell, die politische Macht in seiner Hand zu konzentrieren.
Dies bedeutete keine Änderung der politisch-administrativen Position Finn-lands
innerhalb des schwedischen Königreichs.