Wien hatte zur Regelung der Eigentumsverhältnisse in den
rückeroberten Gebieten die sogenannte Neoacquistica Commissio gebildet,
die die Anerkennung des Eigentumsrechts von einem langwierigen und komplizierten
Beweisverfahren und der Vorlage schriftlicher Eigentumsunterlagen abhängig
machte. Gerade diese Eigentumsurkunden aber waren den vor den Türken
geflüchteten Grundeigentümern häufig verlorengegangen. Die
dadurch als herrenlos betrachteten Güter fielen an den Fiskus, der ihn
an verdiente Heerführer, führende Persönlichkeiten des österreichischen
Hofadels und der Beamtenschaft sowie an Kriegslieferanten verschenkte oder
billig verkaufte. Allerdings wurde der weitaus überwiegende Teil der
an Nicht-Ungarn verkauften oder verliehenen Güter innerhalb weniger Jahrzehnte
von ungarischen Großgrundbesitzern wieder aufgekauft.
Es kam auch zu Willkürakten und Plünderungen der Armee. Diese waren
aber Einzelfälle, die in der Regel gerichtlich geahndet und bei denen
die angerichteten Schäden erstattet wurden.
1697 brach unter Berufung auf die Kurutzenbewegung (s. Bild) ein erster Aufstand in der für Weinanbau bekannten Gegend von Tokaj aus, der allerdings von den kaiserlichen Truppen (s. Caraffa) blutig nieder-geschlagen wurde. Er wurde von Kleinadligen und Hajduckensoldaten getragen, die sich gegen den Verlust der Steuerfreiheit bezüglich ihrer Weinberge und deren Erträge zur Wehr setzten. Die Aufständischen gingen politisch geschickt vor. Sie beriefen sich in ihrem Protest gegen den Verlust ihrer Privilegien auf den Kurutzenaufstand unter Thököly (s. Bild), der zu diesem Zeitpunkt aber bereits längst auf Seiten der Türken kämpfte, und sie wollten zudem den reichsten Großgrundbesitzer des Landes, Ferenc II. Rákóczi (s. Bild), mit der Führung des Aufstandes beauftragen. Dieser lehnte jedoch ab und beeilte sich, in Wien seine Treue zum Hause Habsburg zu bekunden.