Der Populismus in Ungarn und die Lapua-Bewegung in Finnland
wollten den Kommunismus und den städtischen Intellektualismus zurückdrängen.
Die Industrialisierung als Merkmal der Stadt wurde häufig abgelehnt,
stattdessen die Dörfer und das ländliche Leben gepriesen. In Finnland
war die Verbindung von politischem und kulturellem Leben nicht so ausgeprägt
wie in Ungarn, aber in beiden Ländern gab es eine Gruppe von Schriftstellern
und anderen Intellektuellen, die sich als die besten Repräsentanten ihrer
nationalen Werte fühlten und sich gleichzeitig durch das moderne Leben
und ausländische Einflüsse eingeschüchtert sahen. Im Gegensatz
dazu war der vor allem in Ungarn ausgeprägte Urbanismus eine modernistische
Bewegung, die westeuropäische Kulturtrends aufgriff und politisch fortschrittliche
Inhalte vertrat.
In dem nach dem 1. Weltkrieg geschaffenen neuen europäischen Staatensystem
spielte Ungarn als Verlierer überhaupt keine, Finnland immerhin eine
gewisse Rolle als Pufferstaat gegenüber der Sowjetunion. In den 1930er
Jahren orientierte sich Ungarn in Verfolgung seiner Revisionismuspolitik immer
stärker an das Deutsche Reich. Finnland dagegen versuchte - allerdings
erfolglos -, eine Zusammenarbeit der Nordischen Staaten gegen die aus der
Sowjetunion drohende Gefahr zu erreichen.
Am Vorabend und zu Beginn des 2. Weltkrieges war Ungarn Partner des Deutschen
Reiches und erzielte auf
dessen Seite einige territoriale Revisionsgewinne, allerdings
unter Verlust seines außenpolitischen Spielraumes. Finnland geriet durch
den Molotow-Ribbentrop-Pakt gegen seinen Willen in die sowjetische Einflußsphäre
und verteidigte sich im Winterkrieg gegen die sowjetische Aggression. Beim
Angriff Deutschlands gegen die Sowjetunion standen beide Länder auf der
Seite Deutschlands. Finnland war zwar kein Verbündeter Deutschlands,
kooperierte aber mit dem Reich, um die im Winterkrieg verlorenen Gebiete von
der Sowjetunion zurückzuerobern. Ungarn war ein Verbündeter und
mußte die Revisionsgewinne mit seiner Kriegsteilnahme quasi bezahlen.
Als sich die militärische Lage wendete, versuchten beide Länder,
die enge Bindung zu Deutschland zu lösen und aus dem Krieg auszusteigen.
Finnland gelang dies im September 1944, als es einen Waffenstillstandsvertrag
mit der Sowjetunion abschloß, Ungarns Versuch dagegen scheiterte im
Oktober 1944.
Globuskarten zu Ungarn und Finnland für die Zeiträume:
[1920]; [1946]