In Finnland war die Vorstellung der Gesellschaft als ein kohärentes
Ganzes allgegenwärtig. Einheitsbewegungen organisierten Eliten und Massen
gleichermaßen. Jugendbewegungen wurden nationalisiert und auch die lutherische
Kirche wurde genutzt, um die Nation zu einer Einheit zu formen. Es gab auch
eine Irredenta-Bewegung, die bestrebt war, alle in der Sowjetunion "verlorenen"
Mitglieder der Nation wieder in die Nation einzugliedern. In Ungarn war der
Irredentismus nicht gegen die Sowjetunion, sondern gegen die Nachbarstaaten
gerichtet. Die Geschichte wurde in der gleichen Weise instrumentalisiert wie
in Finnland; in Anknüpfung an angebliche mittelalterliche Bräuche
erschienen die Regierungsmitglieder in der sogenannten "díszmagyar"-Kleidung.
Kirchliche Autoritäten, insbesondere katholische, nahmen offen an politischen
Veranstaltungen teil, um die Idee einer durch ihre historische und religiöse
Mission geeinten Nation zu propagieren und vor der Korrumpierung durch demokratische
Konflikte zu warnen, der man entgehen müsse. In beiden Ländern wurde
das Ideal einer natürlichen Autorität vertreten.
Faschistische Parteien waren in beiden Ländern Randerscheinungen. In
Finnland verschwanden die Rechtsparteien fast völlig, 1938 wurden die
Schwarzhemden ganz verboten. In Ungarn gab es in den 1930er Jahren viele kleine
faschistische Parteien, die untereinander vielfach zerstritten waren.
Die Regierungen zeigten mehr oder weniger eine Affinität
zu ihnen, beschränkten aber gelegentlich deren Aktivitäten. Trotz
der 2 Millionen Wählerstimmen für die faschistischen Pfeilkreuzler
1939 gelang es der Rechten nie, sich zu stabilisieren oder Zugang zur politischen
Elite zu bekommen. In beiden Ländern hatten die rechtsextremen Parteien
keine linken Gegenspieler: In Ungarn war die kommunistische Partei seit August
1919 verboten und konnte nur illegal tätig sein, in Finnland war 1930
unter dem Druck der Lapua-Bewegung ein Gesetz zum Verbot kommunistischer Organisationen
verabschiedet worden.
Finnland wie Ungarn waren bis zum Ende des 1. Weltkrieges Bestandteil eines
größeren Marktes, auf den sich die jeweiligen wirtschaftlichen
Strukturen eingestellt hatten. Diese Märkte waren nun zusammengebrochen
und beide Länder standen vor der Aufgabe, sich wirtschaftlich neu zu
orientieren und den neuen Bedingungen anzupassen. Finnland war in der Lage,
seinen wirtschaftlichen Austausch mit dem Westen wiederaufzubauen. Die Forstwirtschaft
bestimmte den Export, der zu 90% mit Westeuropa abgewickelt wurde, und profitierte
von dem gestiegenen Papier- und Holzbedarf.