Von Beginn an war die Räterepublik in heftige militärische
Auseinandersetzungen verwickelt, wobei es ihr gelang, große Teile der
Bevölkerung (s. Bild
1, Bild 2, Bild
3) für die Unterstützung des Kampfes gegen die Entente und die
verbündeten Nachbarstaaten zu mobilisieren.
Rumänien startete Mitte April einen Angriff auf Ungarn entlang der gesamten
Frontlinie. Die Ziele des rumänischen Angriffs lagen darin, das Zustandekommen
einer unmittelbaren Grenze zwischen Ungarn und der Sowjetunion zu verhindern,
und die rumänisch-ungarische Grenze (s.
Karte) soweit wie möglich nach Westen zu verschieben, und zwar noch
vor der endgültigen Grenzfestsetzung durch die Friedens-konferenz. Ende
April, Anfang Mai erreichten die rumänischen Truppen die Theiß
bei Szolnok. Sie rückten lediglich auf Drängen Frankreichs nicht
weiter vor, so daß die Kampfpause den ungeordnet zurückgewichenen
ungarischen Truppen die Möglichkeit eröffnete, die militärischen
Kräfte (s. Bild)
neu zu sammeln und zu gruppieren. Die neu geschaffene Rote Armee Ungarns startete
Mitte Mai einen Gegenangriff gegen den anderen Gegner Ungarns, die Tschechoslowakei.
Taktisches Ziel war die Rückeroberung des ehemaligen Oberungarn. Clemenceau's
Note vom 7.6.1919 forderte
die Einstellung des Angriffs auf die Tschechoslowakei (s.
Karte), bei Erfüllung dieser Bedingung sollte die ungarische Regierung
zur Friedenskonferenz nach Paris eingeladen werden. Die politische Bedeutung
dieser Note lag darin, daß sie praktisch die erste Anerkennung einer
ungarischen Regierung durch die Pariser Friedens-konferenz darstellte. Eine
Annahme dieser Note hätte aber Ungarn das schwierige Problem bereitet,
auf seine verbesserte militärische Position und ein größeres
Territorium verzichten zu müssen. Um Zeit zu gewinnen, war die Antwort
deshalb nur ausweichend, die militärischen Aktionen wurden fortgeführt.
Die nächste Note von Clemenceau vom 13.6.1919 kam in ihrer Form einem
Diktat gleich. Die neuen Grenzen Ungarns wurden mitgeteilt, die ungarischen
Truppen zum Rückzug aus der Slowakei aufgefordert. Als Gegenleistung
wurde der Rückzug der rumänischen Truppen aus dem Gebiet jenseits
der Theiß versprochen. Die Aussicht auf einen Rückzug der rumänischen
Truppen veranlaßte den Regierenden Rat, die Bedingungen zu akzeptieren,
und man begann mit dem Rückzug der ungarischen Truppen aus der Slowakei.
Nun war es Rumänien, das die Vereinbarungen nicht einhielt und es ablehnte,
das Gebiet jenseits der Theiß zu räumen.