Das Clearing, die finanztechnische Abwicklung des Tauschverfahrens
industrielle Fertiggüter gegen Rohstoffe und Agrarprodukte, band die
beiden Vertragspartner noch stärker aneinander, weil Ungarn nicht mehr
frei die Handelspartner aussuchen konnte und insbesondere, weil Deutschland
gegenüber Ungarn ein zunehmendes Passivsaldo aufwies. Der deutsche Verschuldungsstand
betrug Ende 1939 54 Millionen RM und erreichte Ende 1943 einen Stand von über
1 Milliarde RM. Andererseits konnte Ungarn mit seinem Guthaben in Deutschland
faktisch nichts anfangen, weil es nicht alle gewünschten industriellen
Güter kaufen durfte.
Aber auch das Lavieren zu anderen außenpolitischen Partnern wurde in
der Hoffnung fortgesetzt, eventuell mit deren Hilfe Revisionsziele verwirklichen
zu können. Solange Italien noch ein beträchtliches Gegengewicht
zu Deutschland darstellte, suchte Ungarn eine intensivere Unterstützung
bei Mussolini, der zahlreiche Versprechen zur Unterstützung der Revisionsbestrebungen
gab. Im Laufe des Jahres 1937 wurden sogar Verhandlungen mit den Staaten der
Kleinen Entente geführt, die letztlich aber ohne Ergebnis blieben.
Die Erfolglosigkeit dieser Politik des Lavierens ließ die Orientierung
an das Deutsche Reich enger werden. Schon bei dem zweiten Treffen Gömbös'
(s. Bild) mit Hitler
im September 1935 wurden die grundsätzlichen Perspektiven für die
Revisionsziele festgelegt.
Deutschland vertrat weiterhin die Auffassung, daß Ungarn
auf seine Revisionsforderungen gegenüber Rumänien und Jugoslawien
vorerst verzichten und diese ausschließlich auf die Tschechoslowakei,
auf die Rückgabe Oberungarns konzentrieren sollte. Ungarn erhielt im
Gegenzug einen umfangreichen deutschen Kredit zur Aufrüstung seiner Armee.
Ende November 1937 wurde die ungarische Regierung von Hitler über seine
Pläne bezüglich Österreich und die Tschechos-lowakei sowie
über die Ungarn zugedachte Rolle informiert. Hitler brachte erneut deutlich
zum Ausdruck, daß eine Revision nur gegen die Tschechoslowakei gerichtet
werden könne. Mit Jugoslawien dagegen müsse eine Annäherung
auch unter Anerkennung der bestehenden Grenzen gesucht werden und mit Rumänien
müsse man einen modus vivendi finden bzw. eine Revision auf einen späteren
Zeitpunkt verschieben. Somit wurden die Revisionsziele und damit die entscheidende
Grundlage der ungarischen Außenpolitik von Deutschland bestimmt.