Innerhalb der Habsburger Monarchie übernahm Ungarn die wichtige Rolle der Versorgung der gewerblich-industriell höher entwickelten österreichischen und böhmischen Erbländer mit landwirtschaftlichen Pro-dukten. Durch diese Wirtschaftspolitik, durch diese auch durch die Zollgesetzgebung geförderte Konzentration auf die Landwirtschaft wurde eine alle Bereiche umfassende Wirtschaftsentwicklung Ungarns (s. Bél) ohne Frage behindert. Andererseits besaß der ungarische Adel Steuerfreiheit und genoß dadurch Wettbewerbsvorteile, und Ungarn insgesamt war an den Gesamtlasten der Monarchie unterproportional beteiligt.
Insgesamt betrachtet ist es deshalb wohl nicht gerechtfertigt, von einer Kolonialsituation Ungarns zu sprechen, wie es die Zeitgenossen taten und es lange Zeit eine verbreitete Auffassung in der ungarischen Geschichtsschreibung war.