Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. lösten sich die Ostseefinnen
aus der finnisch-wolgaischen Gemeinschaft heraus. Allerdings bedeutete dies
nicht den völligen und endgültigen Abbruch der Kontakte zu den wolgaischen
Sprachen. Einen Hinweis darauf liefern die baltischen Lehnwörter, von
denen ein Teil durch ostseefinnische Vermittlung in die wolgaischen Sprachen
gelangte.
Den ersten Abschnitt der gemeinfinnischen Periode, die frühe urfinnische
Periode, pflegt man auch urfinnisch-lappische Epoche zu nennen, weil die hinsichtlich
ihrer ethnischen Herkunft rätselhaften Saamen (Lappen) damals noch in
enger Verbindung mit den ostseefinnischen Stämmen lebten. Die sprachlichen
Unterschiede zwischen den Ostseefinnen und den Saamen waren zu dieser Zeit
noch nicht so gravierend, daß man von unterschiedlichen Sprachen sprechen
könnte, es kann höchstens eine dialektale Zersplitterung zwischen
den zwei Gruppen angenommen werden. Das Ende ihrer engeren Kontakte brachte
das 5. Jahrhundert v. Chr.
Nach der Abwanderung der Saamen nach Norden, in der späturfinnischen
Periode, lebten die gemeinfinnischen Stämme auf dem Gebiet des heutigen
Estland. Ackerbau und Viehzucht waren die Hauptwirtschaftsformen der Bevölkerung.
Ihr gesellschaftlich-ökonomisches Niveau wurde durch
die engen Kontakte und das friedliche Zusammenleben mit den baltischen Völkern
signifikant angehoben. Wörter mit der Bedeutung "Erbse", "Brei",
"Garten", "Hirte", "Rad", "Wand",
"Brücke", "Zimmer", "Lamm", "Ziege",
"Wolle" u. a. von baltischer Herkunft sprechen von der Stabilisierung
der seßhaften Lebensform und von der Entwicklung der wirtschaftlichen
Grundlagen.
Über einen weiteren Aufschwung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Lebens geben die germanischen Lehnwörter in den ostseefinnischen Sprachen
Auskunft. Die ersten Kontakte der Urfinnen setzten zu Beginn unserer Zeitrechnung
ein. Die germanischen, teils urgermanischen, teils gotischen oder skandinavischen
Charakter aufweisenden Lehnwörter erneuerten den gesamten Wortbestand
der urfinnischen Dialekte. Einige Hundert nach ihrer Zahl, lassen sie sich
semantisch in mehrere Gruppen einteilen: