Die Trennung der gemeinfinnischen Stämme, ihre sprachliche
und geographische Absonderung voneinander begann im 1. Jahrhundert n. Chr.
und erreichte im Laufe des 8.-9. Jahrhunderts schon einen fortgeschrittenen
Grad. Ein Teil dieser Stämme fand südlich des Finnischen Meerbusens
oder östlich davon ihre endgültige Wohnstätte. Andere Teile
begannen die südlichen und südwestlichen Küstengebiete Finnlands
zu bevölkern. Es folgten Jahrhunderte lang andauernde Wanderungsbewegungen,
in deren Verlauf die gemeinfinnischen Stämme sich mehrfach untereinander
vermischten. Als Ergebnis dieser Vermischungen entstanden die heutigen ostseefinnischen
Völker mit ihren Sprachen: das Finnische, Karelische, Vepsische, Wotische,
Estnische und das Livische.
Die archäologischen Funde lassen keine eindeutigen Schlüsse darüber
zu, ob sich zuerst germanische oder ostseefinnische Bevölkerungsgruppen
in Finnland niedergelassen haben. Es ist anzunehmen, daß um die Zeitenwende
hauptsächlich protosaamische Nomaden, Jäger und Sammler im späteren
finnischen Siedlungsbegiet lebten. Nur auf den Inseln zwischen Åland
und der Küste im Südwesten waren germanische Stammesgruppen ansässig.
In den ersten Jahrhunderten n. Chr. wanderten Bevölkerungsteile
der im Baltikum siedelnden ostseefinnischen Stammesverbände nach Südwestfinnland
ein. Diese urfinnische Bevölkerung gelangte auf dem Wasserweg über
den Finnischen Meerbusen ins Land. Zuerst wurde Varsinais-Suomi ("eigentliches
Finnland") im Südwesten und das Flußtal des Kokemäenjoki
bis in das Gebiet des heutigen Häme (Tavastland) besiedelt. Über
die Landenge zwischen dem Finnischen Meerbusen und dem Ladoga-See gelangten
ebenfalls ostseefinnische Stammesgruppen nach Finnland, die Karelien, Ostfinnland
und Teile von Österbotten besiedelten. Die finnische Siedlungsgrenze
wurde im Verlauf des Frühmittelalters, hauptsächlich aus dem Gebiet
von Häme heraus, immer weiter nach Norden verschoben, wodurch der Lebensraum
der dort siedelnden protosaamischen Bevölkerung immer mehr eingeschränkt
wurde. Die Vorfahren der heutigen Saamen wurden ständig weiter nach Norden
gedrängt.