Die Ölkrise der 70er Jahre zeigte, daß das Wirtschaftswachstum
(s. Kurztext), das nach dem
Zweiten Weltkrieg eingesetzt hatte, nicht von Dauer war. Der rasante Anstieg
des Ölpreises ließ die Produktionskosten so stark steigen, daß
die Nachfrage nach Konsumgütern fiel und die Produktion gedrosselt werden
mußte. Die Folge war ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit. Finnland
war von der Rezession jedoch aufgrund der Natur des finnisch-sowjetischen
Handels verhältnismäßig wenig betroffen: Da der Handel bilateral
war und die Sowjetunion den Weltmarktpreisen folgte, mußte Finnland
nämlich - als Ausgleich für das aus der Sowjetunion importierte
teure Öl - den Export in die Sowjetunion erhöhen.
Anfang der 1990er Jahre geriet Finnland jedoch in die schlimmste Depression
seiner Geschichte. Das industrielle Wachstum geriet ins Stocken und zum ersten
Mal nach den beiden Weltkriegen sank es sogar. Die Ursprünge dieser Depression
liegen in den späten 80er Jahren, als der Geldmarkt liberalisiert wurde
und ausländisches Kapital ins Land floß. Die Banken stellten ihren
Kunden "billiges Geld" zur Verfügung, ohne Sicherheiten dafür
zu verlangen: Die Nachfrage schnellte in die Höhe, die Preise stiegen
und die Importe nahmen zu.
Trotz der Überhitzung der Wirtschaft wurden die Steuern
gesenkt und die Finnische Mark aufgewertet, deren Wert man trotz der klaren
Überbewertung stabil hielt. Die Maßnahmen führten zu einer
Erschwerung des Exports, zu einer Erhöhung des Imports sowie zur Verschuldung
des Landes. Das plötzliche Ende des Osthandels aufgrund des Zusammenbruchs
der Sowjetunion 1991 verringerte die Produktion zusätzlich. Wegen der
Rezession im Westen wurde darüber hinaus auch der Export in den Westen
eingeschränkt. Die Versuche der Regierung, die Mark stabil zu halten,
scheiterten, so daß sie um 14% abgewertet werden mußte. Anschließend
gab man den Wechselkurs frei und ließ die Marktkräfte den Wert
bestimmen, was dazu führte, daß die Mark noch einmal um 16-18%
abgewertet wurde.
Diese Maßnahmen brachten zwar wieder einen Handelsüberschuß,
aber die hohe Arbeitslosenrate (s.
Kurztext) verringerte das Steuereinkommen des Staates und trieb die Ausgaben
für Sozialleistungen in die Höhe. Das Haushaltsdefizit (s.
Kurztext) wurde dadurch gedeckt, daß man einerseits die Ausgaben
einschränkte und andererseits mehr Kredite aufnahm und die Steuern erhöhte.