Die Veränderung von einer agraren in eine industrielle
Gesellschaft hatte auch eine veränderte Form der Arbeitslosigkeit zur
Folge. Da Landwirtschaft eine saisonbedingte Arbeit ist, herrschte in Finnland
während der Sommermonate ein erhöhter Bedarf an Arbeitskräften.
Während des Winters gab es für alle aber nicht genug Arbeit. Es
war üblich, saisonal Tätigkeiten zu wechseln: Von der Landwirtschaft
zur Forstwirtschaft, von der Forstwirtschaft zum Bau. Die Situation der Arbeitslosigkeit
war in der Mitte des Winters am schlimmsten. Arbeitslos zu sein, bedeutete
ein Leben in Armut. Es gab nämlich keine finanzielle Unterstützung
für Arbeitslose.
Die Diskussion über Regierungsmaßnahmen, um die Arbeitslosigkeit
zu senken, begannen im frühen 20. Jahrhundert. Die ersten subventionierten
Jobs waren handwerkliche Tätigkeiten, v.a. in öffentlichen Bauprojekten.
Die "Schaufel-Linie" wurde bis zum Ende des Krieges weitergeführt.
Das Arbeitslosengesetz von 1963 verwarf die Idee, daß jeder zur Arbeit
verpflichtet ist. Wenn es keine Beschäftigung für einen Arbeitslosen
gab, erhielt er Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung.
Es gibt keine zuverlässigen Angaben über die Zahl der Arbeitslosen
zwischen 1860 und 1960.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die ausgehenden 1960er Jahre
blieb die Arbeitslosenrate bei etwa zwei Prozent, bis sich die Beschäftigungssituation
verschärfte. Die Arbeitslosigkeit erreichte 1968 mit 85.000 Personen
(3,9 Prozent) ihren Höhepunkt.
Wirtschaftliche Trends wirkten sich in den frühen 1970er Jahren positiv
aus, aber mit der ersten Ölkrise von 1975 schoß die Arbeitslosenrate
in die Höhe: 1979 zählte man schon 200.000 Menschen ohne Beschäftigung.
In den 1980ern nahm die Arbeitslosenrate stetig ab, blieb bei etwa fünf
Prozent (etwa 120.000 bis 130.000 Arbeitslose) und fiel Ende der 80er Jahre
auf 3,5 Prozent.
1990 begann eine neue Rezession, die die Arbeitslosigkeit in ungeahnte Höhen
schießen ließ: Ende 1993 überschritt Finnlands Arbeitslosenzahl
die 500.000-Marke. Der Wirtschaftsaufschwung brachte eine Trendwende, und
gegen Ende 2000 lag die Arbeitslosenzahl leicht unter 300.000.