In den 1980er Jahren war die finnische Gesellschaft von der
sogenannten Kasinowirtschaft durchgeschüttelt worden. In der Kasinowirtschaft
kam der Abbau staatlicher Kontrollen bei den Valutabestimmungen mit einem
schnellen Wirtschafswachstum und einem allgemeinen Konjunkturaufschwung zusammen,
so daß die Illusion entstand, der Wohlstand könne durch Investitionen,
Spekulationen und Kredite grenzenlos vermehrt werden. Die großen Geldsummen,
die auf dem Markt im Umlauf waren, ermöglichten eine neue Form ausschweifenden
Konsums; eine Lebensweise, von der besonders die Jugend begeistert war.
Auch in Finnland brachte die Scheinwelt, die sich von den wirtschaftlichen
Gegebenheiten und der Wirklichkeit losgesagt hatte, markenbewußte Konsumenten
mit einem weltoffenen Lebensstil hervor. Jeder konnte über ausländische
Fernsehkanäle und Computer Verbindung zu internationalen kulturellen
und wissenschaftlichen Gemeinschaften aufnehmen.
Das Leben in dieser Informationsgesellschaft setzt sich aus verschiedenen
"Teilwelten", in denen jeweils eigene Regeln herrschen, zusammen.
Auch die Kultur der fragmentierten, postmodernen Zeit hat viele Gesichter:
Häufig gestaltet man die Produkte als Collagen, Performance und Kunstwerke,
bei denen Gegenstand und Raum miteinander verschmelzen. In der Kunst kombiniert
man verschiedene Formen, verwendet unterschiedliche Materialien und mischt
verschiedene Stile.
Das beliebteste Gebiet der postmodernen Kunst ist die Musik,
deren Erzeugnisse als Musikvideos übers Fernsehen alle erreichen. In
den bildenden Künsten und der Architektur werden oft unterschiedliche
Oberflächenarten neben-, über- oder ineinander verwendet.
Postmoderne Prosa haben Rosa Liksom und Hannu Raittila verfaßt. Liksom
wechselt mühelos zwischen Lappland und den europäischen Metropolen
hin und her, wobei sie ohne moralischen Ballast die Schönheit und Schrecklichkeit
der Welt zugleich beschreibt. Raittila hat das Leben der hektischen Stadtbewohner
mit einem Hauch von Vergangenheit kombiniert und zeigt, wie nahe - aber dennoch
unerreichbar - die Zeit ohne Handys und Computer ist.
Die fragmentierte postmoderne Zeit spiegelt sich auch in der Politik wider.
Die großen politischen Ideologien haben nach dem Zusammenbruch des sozialistischen
Lagers ihre Kraft verloren. Auch bestimmen die politischen Parteien ihren
Standpunkt zu tagespolitischen Fragen von Fall zu Fall neu - ohne eine Ideologie
im Hintergrund, was dazu führt, daß besonders die Jugend Probleme
damit hat, irgendwelche Unterschiede zwischen den verschiedenen politischen
Richtungen zu erkennen. Die heutigen Unterscheidungsmerkmale der Parteien
sind ihre Einstellung zur Globalisierung, ihr Umgang mit Umweltfragen und
ihre Ansicht zur Rolle des Staates sowie zum Prozeß der europäischen
Integration.