Der trügerische Glaube an ein ununterbrochenes Wirtschaftswachstum
unterstützte die Meinung, man könne mit Hilfe des Aufschwungs gesellschaftliche
Probleme lösen. Nachdem die Volkswirtschaft Anfang der 90er Jahre in
eine nie dagewesene Abwärtsspirale geraten war, begannen auch die finnischen
Werte ins Wanken zu geraten. Der Wohlfahrtsstaat, der in der Zeit des Aufschwungs
eine Quelle des Stolzes gewesen war, verwandelte sich nun in den Reden der
Politiker in eine Bürde.
Die schwachen öffentlichen Finanzen zwangen die Regierung, subventionierte
Dienstleistungen und Sozialleistungen (s.
Bild) einzuschränken und - zur Aufrechterhaltung des gesetzlich vorgeschriebenen
Minimums an sozialer Sicherheit - enorme Schulden zu machen. Ziel wurde eine
Wohlfahrtsgesellschaft, in der die Bürger (s.
Kurztext) so viele Sozialleistungen wie möglich selbst finanzieren
und leisten sollen.
Nach Meinung der Reichen hoben die unnötig hohen sozialen Unterstützungen
die Steuerlast auf ein uner-trägliches Niveau an, was einerseits den
Arbeitswillen ersticke und andererseits viele dazu verlocke, Steuern zu hinterziehen.
Man sagte, die Verhätschelung der Gesellschaft ersticke die Eigeninitiative
der Bürger und mache aus ihnen Menschen, die von staatlicher Unterstützung
und Beihilfe leben ohne zu arbeiten.
Die Unfähigkeit der Politiker, Finnlands Probleme - insbesondere
die hohe Arbeitslosigkeit - zu lösen, rief eine niedergeschlagene Stimmung
hervor, was sich darin ausdrückte, daß konservative Werte wieder
modern wurden. Neue Ideale waren die Konzentration auf Familie (s.
Kurztext), Vaterlandsliebe und Unternehmer-tum. Charakteristisch für
die nachfolgende Periode des raschen Umschwungs waren die Diversifizierung
der Weltanschauung der Finnen, die Krise (s.
Kurztext) der traditionellen sozialen Netzwerke und das Aufbrechen von
Interessenkonflikten zwischen den erfolgreichen und den an den Rand gedrängten
sozialen Gruppen.
Das Fehlen von einigenden Gedanken und Plänen führte zu einer Vielzahl
von Reaktionen unter der Bevölkerung. Die Konservativen wollten das alte
System festigen und bewahren, während die Radikalen auf der Suche nach
etwas Neuem waren. Da jedoch niemand eine klare Lösung für die Probleme
hatte, mußte die Regierung mit den traditionellen finanzpolitischen
Methoden operieren.
Die politischen Maßnahmen führten ab 1993 zu einem erneuten wirtschaftlichen
Wachstum. Jedoch führte das volkswirtschaftliche Wachstum nicht zu einem
ausreichend schnellen Abbau der Arbeitslosigkeit, da der Aufschwung entweder
auf einer Ausdehnung der kapitalintensiven Industrie oder der Hightech-Industrie
basierte. Deshalb gab es um die Jahrtausendwende immer noch über 200.000
Arbeitslose in Finnland.