Von den ältesten Spuren menschlicher Zivilisation im Karpatenbecken
bezeugen die mehrere hunderttausend Jahre alten Funde von Vértesszőlős
aus dem Paläolithikum. Bis zur frühen Eisenzeit gibt es keine verläßlichen
Hinweise auf die ethnische Herkunft oder auf die sprachliche Zugehörigkeit
der dort siedelnden Bevölkerungsteile: Schriftliche Quellen gibt es erst
seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. Die bei Herodot namentlich genannten Völker
gehörten zur Gruppe der mit den Skythen verwandten Steppenvölker
und sprachen eine nordiranische Sprache; die im Zusammenhang mit den keltischen
Eroberungsfeldzügen erwähnten pannonischen Stämme gehörten
zum nördlichen Zweig der Illyrer.
Bis zur 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. haben die Kelten festen
Fuß im Karpatenbecken gefaßt und starteten von hier aus ihre weiteren
Eroberungszüge.
Im Zeitraum zwischen 15 und 8 v. Chr. wurde der Limes des expandierenden Römischen
Reiches bis zur Donau ausgeweitet. Die neu angegliederte Provinz Pannonien
(s. Karte) erstreckte sich auf
das heutige Transdanubien und auf das Gebiet zwischen Drau und Save. Pannonien
blieb, zunächst um 103-106 n. Chr. in zwei, später unter Diocletian
(284-305) in vier Provinzen geteilt, bis in die 430er Jahre Teil des Römischen
Reiches. .
Mit der Eingliederung in einen gut organisierten Staat gelangte
Pannonien (s. Karte) in die
Einflußsphäre der römischen ZivilisationEs wurden die ersten
Städte, wie z. B. Savaria (Szombathely), Sopianae (Pécs) und Aquincum,
mit groß angelegten Bauwerken, mit Zentralheizung, Thermen und Amphitheatern
gebaut. Das Schrifttum verbreitete sich, die öffentlichen Angelegenheiten
wurden auf der Grundlage eines schriftlich festgelegten Rechts abgewickelt.
Ab dem 4. Jh. verbreitete sich das Christentum.
Die ethnische Palette des Karpatenbeckens wurde durch die römische Herrschaft
nicht erheblich geändert. Allerdings wurden bei der Gründung von
Städten die keltischen und illyrischen Einheimischen nicht nur urbanisiert,
sondern bis zu einem gewißen Grad auch latinisiert. In den ersten drei
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung wanderten verschiedene sarmatische Stämme,
wie z.B. die Jazigen aus dem Küstengebiet des Schwarzen Meeres nach Pannonien
ein. Anfang der 400er Jahre flüchtete die obere Schicht der latinisierten
Bevölkerung Pannoniens vor dem wellenartigen Einbruch der Markomannen,
Wandalen und anderer Völker in die Adria-Gegend und nach Italien.