Zum ugrischen Zweig der finnougrischen Sprachfamilie gehören die Vorfahren der heutigen Magyaren (Ungarn) und der beiden obugrischen Völker Chanti (Ostjaken) und Mansi (Vogulen). Seine sprachliche Einheit löste sich im Zeitraum von 1000 bis 500 v. Chr. auf. Der ugrische Zweig verblieb nach dem Zerfall der finnougrischen Gemeinschaft zunächst in seinem westsibirischen Siedlungsgebiet und zog wenig später ein Stück in südliche und südöstliche Richtung. Hier bildete er die Andronovo-Kultur, die von ca. 1900/1800 bis 800 v. Chr. datiert werden kann, und hier kam es zu intensiven Kontakten mit südlichen Nachbarn, den Uriranern. Eine Klimaerwärmung führte zu einer Verschiebung der Vegetationsgrenzen nach Norden, so daß die Ugrier nunmehr in einer veränderten Umgebung, in der Waldsteppe lebten. Die Wirtschaftsform mußte den neuen Bedingungen angepaßt werden. Unter dem Einfluß der Uriraner entwickelten die Ugrier ein komplexes System von Ackerbau und Viehzucht, in dem vor allem die Pferdezucht (s. Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4) eine herausragende Rolle einnahm. Dies läßt sich nicht nur anhand der archäologischen Funde, sondern auch noch am Volkstum der obugrischen Völker und am Wortschatz der obugrischen und der ungarischen Sprache nachweisen, die sich durch eine umfangreiche auf Pferdezucht hinweisende Terminologie auszeichnen, die noch in der Periode des Zusammenlebens entstanden sein muß - und dies, obgleich bei den Obugriern das Pferd später nicht mehr verbreitet war.
Die Ugrier lebten an festen Siedlungsplätzen, und sie kannten bereits die Metallverarbeitung, die sie vermutlich von den Uriranern übernommen hatten. Am Ende der Bronzezeit, etwa um 1000 v. Chr., führte eine erneute Klimaänderung zu einer weiteren Verschiebung der Vegetationszonen in Richtung Norden. Das Siedlungsgebiet der Ugrier befand sich nun nicht mehr in einer Wald-, sondern in einer Trockensteppe. Die Wirtschaftsform von komplexer Viehzucht und Ackerbau konnte wegen der Trockenheit nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Bevölkerung stand vor der Alternative, entweder unter Beibehaltung der Wirtschaftsform den verschobenen Vegetationszonen in Richtung Norden zu folgen oder an Ort und Stelle zu verbleiben und sich in ihrer Wirtschaftsweise den neuen Gegebenheiten anzupassen. Es kam zur Spaltung der ugrischen Gruppe. Die Vorfahren der heutigen Obugrier wählten die erste Alternative und zogen Richtung Norden an den unteren Ob. Ihre Wanderungsbewegung läßt sich am Verbreitungsgebiet der Ust-Poluy-Kultur, die auf etwa 800-300 v. Chr. datiert werden kann, nachvollziehen. Die Vorfahren der Ungarn wählten dagegen die zweite Alternative, sie wurden zu einem in der Steppe lebenden Nomadenvolk, das extensive, zwischen Sommer- und Winterweiden systematisch wechselnde Viehzucht betrieb.