Das nächste Ereignis, das eine große Veränderung
der ethnischen Verhältnisse des Karpatenbeckens bewirkte, war die Expansion
der Hunnen. Vermutlich als Preis für ihre Hilfeleistung auf der Seite
des Römischen Reiches erhielten die Hunnen 433 die Oberherrschaft über
Pannonien. Der Hunnenkönig Attila hegte ehrgeizige Pläne und zog
gegen das Römische Reich ins Feld, der "Kampf der Völker"
in 451/452 brachte ihm jedoch nicht den erwarteten Sieg. Nach seinem überraschenden
Tod zerfiel das Reich der Hunnen.
Die Völker des Karpatenbeckens lehnten sich unter Führung der Gepiden
gegen die Herrschaft der Hunnen auf. Die durch Thronfehden geschwächten
Hunnen zogen sich 454 nach dem Tod des älteren Sohnes von Attila in Richtung
Osten aus dem Karpatenbecken zurück.
Der östliche Teil des Karpatenbeckens gelangte unter gepidische Herrschaft.
Die über 100 Jahre dauernde gepidische Hegemonie wurde auch von Byzanz
anerkannt. Der westliche Teil des Karpatenbeckens wurde zunächst von
den Ostrogoten, dann von den Langobarden erobert. Zwistigkeiten zwischen den
Langobarden und den Gepiden nutzten die Awaren aus, denen es Ende der 560er
Jahre gelang, ihre Herrschaft über das gesamte Karpatenbecken auszubreiten.
Unter den Awaren war das Karpatenbecken wieder über längere Zeit
- etwa 250 Jahre - in einem Staatsgebilde vereinigt.
Das dominierende Volk des Awarischen Kaganats waren turksprachige
Awaren, denen sich andere verwandte, bulgar-türkische Völkerstämme
anschlossen. Den Großteil der Untertanen machten slavische Bevölkerungsteile
aus.
Das Awarenreich wurde mehrfach von Aufständen erschüttert. Wenden,
Bulgaren und in Dalmatien lebende Slaven konnten sich von der awarischen Oberherrschaft
befreien. Endgültig vernichtet wurde das Awarische Kaganat Ende des 8.
Jahrhunderts durch Angriffe Karls des Großen und des bulgarischen Khans
Krum.
Nach dem Untergang des Awarenreiches zogen in großen Massen slavische
Bevölkerungsteile in das Karpatenbecken. Vom Beginn des 9. Jahrhunderts
bis zur Landnahme der Ungarn bildeten die Slaven das dominierende Ethnikum
unter den Völkern (s. Karte)
des Karpatenbeckens.