Es handelt sich um Begriffe aus dem Bereich des Ackerbaus,
wie z.B. búza "Weizen", árpa "Gerste", eke
"Pflug", sarló "Sichel", aus dem Bereich des Wein-
und Gartenbaus, wie z. B. gyümölcs "Obst", alma "Apfel",
szőlő "Weintraube" und aus dem Bereich der Viehzucht, wie
z. B. bika "Stier", ökör "Ochse", borjú
"Kalb", gyapjú "Wolle", disznó "Schwein",
sajt "Käse", túró "Quark" und tyúk
"Huhn". Weitere Lehnworte betreffen Handwerk und Handel.
Die Lehnworte belegen eindrucksvoll, welchen Einfluß die hochentwickelte
Ackerbauwirtschaft mit ihrer ortsge-bundenen bzw. halbnomadischen Viehzucht
auf die Ungarn ausgeübt hat. Kaiser Konstantin führt in dem erwähnten
Bericht auch die Namen der sieben ungarischen Stämme (s.
Bild) auf: Nyék, Megyer, Kürtgyarmat, Tarján, Jenő,
Kér und Keszi. Und er schreibt weiter: "Doch hatten sie nie einen
eigenen oder einen fremden Fürsten über sich, sondern es gab unter
ihnen irgendwelche Wojewoden, von denen der erste Lewedi war", dem der
chasarische Kagan eine vornehme Chasarin zur Frau gab. Dieser Bericht ergibt
in Verbindung mit arabischen Quellen vom Beginn des 10. Jahrhunderts einen
klaren Hinweis darauf, daß die Ungarn nicht nur eine Stammesorganisation
(s. Bild 1, Bild
2, Bild 3, Bild
4, Bild 5 , Bild
6) besaßen, sondern auch die mit größter Wahrscheinlichkeit
von den Chasaren übernommene Institution des Doppelfürsten-tums
kannten.
Bei dieser Institution stellte der erste, kende genannte Fürst
eine Art religiöses Oberhaupt dar, während die faktische Macht in
den Händen des gyula genannten Fürsten ruhte. Das Zusammenleben
endete in den Jahren zwischen 820 und 830 n. Chr. Das Khanat der Chasaren
wurde von inneren Unruhen erschüttert, und auch die Ungarn beteiligten
sich am Aufstand gegen die Zentralgewalt. Nach der Niederlage der Aufständischen
flüchtete ein Teil von ihnen zu den Ungarn. Sie wurden von den Ungarn
aufgenommen, zu einem achten Stamm, den Kabaren, zusammengefaßt und
auch sprachlich schnell assimiliert. Der Druck der wiedererstarkten Chasaren
wurde schließlich so groß, daß die Ungarn zu Beginn der
840er Jahre gezwungen waren, weiter westwärts in das Gebiet zwischen
Dnjepr und Dnjestr auszuweichen, das von den Ungarn als Etelköz (s.
Karte) "Zwischenstromland" bezeichnet wurde.
In Etelköz hielten sich die Ungarn nur die relativ kurze Zeit von etwa
50 Jahren auf. Die natürlichen Bedingungen gestatteten eine Fortsetzung
der von den Chasaren übernommenen Wirtschaftsform. Die Fortwanderung
aus Levedien und der Widerstand gegen die Oberherrschaft der Chasaren, aber
auch der wachsende Druck, der von den aus dem Osten vorpreschenden Petschenegen
ausgeübt wurde, ließ die Einheit der ungarischen Stämme erstarken,
Jenö