Publikation historischer Informationssysteme

Für die Publikation historischer Informationssysteme bestehen mehrere Möglichkeiten. Sie können in traditioneller Form als Papierausdruck vervielfältigt werden. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht u. a. darin, daß der Nutzung ohne aufwendige Hard- und Software möglich ist. Außerdem können auf dem leserfreundlichen Papierausdruck die Analyseergebnisse in vertiefterer Form studiert werden als auf dem Monitor. Diesen Vorteilen stehen jedoch erhebliche Nachteile entgegen. Die Verknüpfung verschiedener Informationsarten ist zerschnitten. Der Papierausdruck kann daher nur Analyseergebnisse liefern. Er ist statisch, abgeschlossen. Die Dynamik der historischen Informationssystemen, die neben der interaktiven Nutzung eine ständige Modifizierung und Erweiterung erlaubt, geht verloren. Eine optimale Lösung kann nur durch eine Kombination der traditionellen und der digitalen Publikationsformen erreicht werden. Zu den letzteren Formen gehören die Publikation auf CD-ROM und die Publikation im World Wide Web (WWW) des Internets. Sie werden nachstehend kurz charakterisiert.
In der Darbietung der Informationen auf CD-ROM und im WWW gibt es vielfältige Übereinstimmungen. Beide erlauben eine multimediale Darbietung und beide können eine universell verständlichePublishing-Sprache wie Hypertext Markup Language (HTML) verwenden. BeidePublikationsformen weisen Vor- und Nachteile auf, die hier nur bezüglich der historischen Karten kurz umrissen werden. Auf dem CD-ROM können die historischen Karten in wesentlich höherem Auflösung publiziert werden, als bei WEB-Publishing, wo die Vermeidung von zu lange Übertragungszeiten die Verwendung umfangreicher Rasterdateien verwehrt. Die WEB-Publishing hat hingegen den Vorteil, daß sie nicht abgeschlossen ist wie die Publikation auf CD-ROM. Bei beiden Publikationsformen besteht die Möglichkeit, die Informationen durch Hypermedia miteinander zu vernetzen. Allerdings hat die Vernetzung auf dem CD-ROM einen lokalen Charakter, während sie im WWW in wahrer Bedeutung des Wortes weltoffen gestaltet werden kann.
Gegenwärtig wird in Rostock die Publikation des Geschichtsatlas von Mecklenburg und Pommern auf CD-ROM vorbereitet. Darauffolgend ist die Publikation multimedialer historischer Stadtinformationssysteme auf CD-ROM geplant. Weiterhin ist die Publikation eines Hypermediapakets im WWW für die kartographiehistorische Lehre geplant. Ein hypermediales Lehrbuch besitzt gegenüber zu einem klassischen Lehrbuch durch die Informationsverknüpfungen einige Vorteile. Anmerkung 25 Ein erster Versuch zur hypermedialen Aufbereitung der Kartographiegeschichte wurde in dem Informationssystem KOGGE (Kartographie-Orientiertes Graphisches Geschichte-Erkundungssystem) im WWW publiziert. Dieses Informationssystem wurde 1995 von der Außenstelle des Fraunhofer-Institutes für Graphische Datenverarbeitung und von dem Fachbereich Geschichtswissenschaften der Universität Rostock erarbeitet. Anmerkung 26
Über die Kartographiegeschichte hinaus enthält das Informationssystem KOGGE mehrere Informationsbereiche, die miteinander hypermedial verknüpft sind. Hier ist auch ein raumbezogenes historisches Informationssystem mit interaktivem Zugang vorhanden, das die Konzeption für ein historisches Landesinformationssystem demonstriert. Der Informationsbereich "Rostock früher und heute" zeigt Bausteine für ein historisches Stadtinformationssystem, darunter auch die Möglichkeit zur Einbindung von historischen Stadtkarten. Es wird u.a. die Möglichkeit veranschaulicht, wie von der historischen Karte Rostocks mittels Hyperlinks ein historisches 3D-Modell der Stadt öffnen läßt, das eine historische virtuelle Welt darstellt, in der auch eine interaktive Navigation möglich ist. Die im KOGGE enthaltenen exemplarische Ansätze sollen sukzessive zu einem vollständigen Informationssystem ausgebaut werden.

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