Entstehungsgeschichte des Historischen Atlas für Mecklenburg,
die von der Historische Kommission für Mecklenburg
von 1960 bis 1988 herausgegeben wurde
Bericht des Herausgebers:
Prof. Dr. h.c. Roderich Schmidt (1993)
Erschienen in: Pommern: Zeitschrift für Kultur und Geschichte, 31(3), 1993, S. 11-18. RODERICH SCHMIDT Der Historische Atlas der Historischen Kommission für Pommern - begründet von Fritz Curschmann und der Historische Atlas von Mecklenburg- begründet von Franz Engel (Vortrag, gehalten am 15. November 1991 auf dem von der Universität Rostock veranstalteten IX. Wissenschaftshistorischen Symposium "Historische Kartenkunde, Geschichtskartographie, Historische Geographie und Landesgeschichte") Im August 1908 hat der damalige Dozent für historische Hilfswissenschaften und historische Geographie an der Universität Greifswald Fritz Curschmann auf dem Internationalen Historikerkongreß in Berlin den "Plan zu einem geschichtlichen Atlas der östlichen Provinzen des preußischen Staates" vorgelegt und dann in der Historischen Vierteljahresschrift (N.F. 12) 1909 ausführlich begründet (8.1-37). Er knüpfte dabei an die Grundsätze an, die der Grazer Geograph Eduard Richter im Zusammenhang mit dem von ihm bearbeiteten und als mustergültig geltenden "Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer" (erschienen 1906 ff.) entwickelt hatte. Demnach sollten sieh historische Karten nicht damit begnügen, einen statischen Zustand festzuhalten: sie müssten vielmehr bestimmte Entwicklungen sichtbar machen. Die Methode, die er postulierte und anwandte und die Curschmann übernahm, war die rückschreitende: Von jüngeren Verhältnissen ausgehend, gelte es, rückwärts schreitend, in die Vergangenheit vorzustoßen. Curschmann wählte als Ausgangspunkt für seinen Bereich die Landratskreise des 18. Jahrhunderts, wie sie vor der neuen Kreiseinteilung in Preußen nach 1815 bestanden, weil sich in ihnen noch die alte Verwaltungsordnung des Landes widerspiegele. Sie wollte er bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Gewissermaßen als Probeunternehmen wandte er sich einem begrenzten Raum, dem westlichen Hinterpommern, zu und veröffentlichte die Ergebnisse 1911 in den Pommerschen Jahrbüchern (Bd. 12., S. 159-337), auch selbständig erschienen unter dem Titel "Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der Neuzeit". Von Anfang an ist Curschmann dafür eingetreten, die Arbeiten an einem historischen Atlas auf eine möglichst breite Grundlage zu stellen und ein Zusammenwirken möglichst vieler wissenschaftlicher Disziplinen zu erstreben: mit der Vor- und Frühgeschichte, der Orts- und Flurnamenforschung, der Siedlungsforschung (unter besonderer Berücksichtigung der Siedlungsformen und der Wüstungen), der Rechtsverhältnisse und der Wirtschaftsformen. Man erkennt den Schüler Karl Lamprechts, der die Kulturgeschichte im umfassenden Sinne hoffähig, d.h. universitäts- und zunftfähig, gemacht hat, und man versteht die Forderung Curschmanns und seine Zusammenarbeit mit dem Greifswalder Ordinarius Ernst Bernheim, der seinerseits in jungen Jahren der Lehrer Lamprechts gewesen ist. Breit angelegte Forschungen als Grundlage für das Atlasvorhaben blieben bei Curschmann aber nicht bloß ein Postulat, er selbst hat sie geleistet. Genannt seien seine Abhandlungen "Die deutschen Ortsnamen im ostdeutschen Kolonisationsgebiet" (1910) oder seine Greifswalder Habilitationsarbeit "Die Diözese Brandenburg. Untersuchungen zur historischen Geographie und Verfassungsgeschichte eines ostdeutschen Kolonialbistums" (1906). 1909 war er Titularprofessor geworden. 1919 wurde er zum außerordentlichen Professor der historischen Hilfswissenschaften, der historischen Geographie und der Wirtschaftsgeschichte ernannt, 1926 wurde ihm die Leitung der neu gegründeten Historisch-Geographischen Abteilung des Historischen Seminars der Universität Greifswald übertragen. Damit war zugleich eine Stätte für die Atlasarbeiten mit mehreren Mitarbeitern geschaffen. Hatte Curschmann 1908/1909, als er seinen Atlasplan entwickelte, noch an ein Gesamtwerk gedacht. das alle östlichen Provinzen Preußens umfassen sollte, also Brandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesien sowie Posen, aber auch die Altmark und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Magdeburg, so hat er später den räumlichen Umfang beschränkt, nämlich auf Pommern und Brandenburg. Denn für die Bearbeitung bedurfte es nicht nur einer Arbeitsstätte, wie sie seit 1926 am Historischen Seminar der Universität Greifswald bestand, sondern für die Herausgabe auch einer Institution, und zwar einer regionalen. Der genannte "Historische Atlas der Österreichischen Alpenländer" von Richter wurde im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bearbeitet und herausgegeben. Seit im Deutschen Reich Historische Kommissionen für größer angelegte, übergreifende und längere Zeit beanspruchende wissenschaftliche Vorhaben begründet wurden - die erste war die für die preußische Provinz Sachsen 1876 -, gehörten neben der Edition von Urkundenbüchern und anderen Quellenwerken sehr bald auch die Historischen Atlanten zu Diesen Vorhaben. In Pommer nist es 1910/11 zur Gründung einer Historischen Kommission gekommen und aufgrund der Initiative des damaligen Oberpräsidenten Dr. Freiherr von Maltzahn-Gültz und unter maßgeblichen Beteiligung von Gelehrten der Provinz wie Ernst Bernheim. Es ist dies übrigens die erste Historische Kommission in den preußischen Ostprovinzen. In dem Arbeitsprogramm, das die Kommission 1912 auflistete, ist der Historische Atlas als solcher noch nicht erhalten; wohl aber "die schwedische Landeskartierung am Ende des 17. Jahrhunderts" und zwar auf Antrag der Professoren Bernheim und Curschmann. Als die Kommission sich nach dem Ersten Weltkrieg neu belebte und den Kreis ihrer Mitglieder und Mitarbeiter erweiterte, wurde nun auch der Historische Atlas für Pommern in ihr Programm aufgenommen und Fritz Curschmann 1925 mit seiner Bearbeitung und Herausgabe beauftragt.. Parallel dazu erhielt er 1926 von der Historischen Kommission von Brandenburg den Auftrag, auch für diese Provinz einen historischen Atlas herauszugeben. Beide Vorhaben sollten - so war es vorgesehen - nach den gleichen Grundsätzen begonnen und die Karten in einheitlichem Maßstab, und zwar 1: 350000, gezeichnet werden. Den Anfang sollte, zugleich als Ausgangsbasis für weitere Karten, die Verwaltungsgliederung machen (für die Curschmann in seiner Arbeit von 1911 über die neuzeitliche Verwaltungseinteilung und die mittelalterliche Landeseinteilung das Muster geliefert hatte). Die Bearbeitung nahm einige Zeit in Anspruch, aber 1933 lag die Karte "Die alten und neuen brandenburgischen Kreise nach dem Stande von 1815 von Fritz Curschmann und seinem Mitarbeiter Berthold Schulze vor, 1935 folgte die "Pommersche Kreiskarte" mit dem Untertitel "Die alten und die neuen pommerschen Kreise nach dem Stande von 1817/18, bearbeitet von Fritz Curschmann und Ernst Rubow, herausgegeben von der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle der Provinz Pommern (wie sich die Historische Kommission seit 1934 nennen mußte). Vorgelegt wurden drei Blätter in dem genannten Maßstab 1: :350000, dazu ein Erläuterungsheft von Curschmann im Umfang von 46 Seiten. Es war die erste Karte des Historischen Atlasses von Pommern. Curschmann bezeichnete sie als Abteilung I. Eine II. Abteilung war für Besitzstandskarten vorgesehen, eine III. für die Matrikelkarten von Vorpommern 1692-1698, also - damit den Plan der Kommission von 1912 aufgreifend- für die Schwedische Landesmatrikel. Die Kreiskarten stellten, ausgehend von den Reformen unter König Friedrich Wilhelm III., die alten Kreise des 18. Jahrhunderts dar, die - wie Curschmann ausführte - "durch Zusammenlegung älterer Verwaltungseinheiten entstanden waren: landesherrliche Ämter, einige geistliche Besitzungen, die die Säkularisationen der Reformationszeit überstanden hatten, Stadtgebiete, d.h. die Immediatstädte und ihre Kämmereidörfer, die ritterschaftlichen Kreise" (Forschungen und Fortschritte .Jg. 14, 1938, S. 254b). "Die Bedeutung dieser Kreise liegt darin, daß sie im Laufe der ,Jahrhunderte gewachsene Gebiete sind, die Zellen gewissermaßen, aus denen sich der Gesamtkörper des Pommernlandes zusammensetzt." "Deshalb", so folgert Curschmann, "erschien es richtig, wollte man von der Zeit der Kreiskarte aus weiter rückwärts in die Vergangenheit vordringen, diese Kreise wieder in ihre alten Bestandteile zu zerlegen," Das führte zu den Besitzstandskarten. Die erste von ihnen war die "Pommersche Besitzstandskarte' von 1780", erschienen Stettin 1939, wieder drei Blätter, bearbeitet. von Curschmann, Ernst Rubow und Gertrud Steckhan, die auch das Erläuterungsheft mit. Curschmann verfaßte. Die Karte zeigt die einzelnen Besitzstandskomplexe farbig, den landesherrlichen blau, den städtischen gelb, den der ritterschaftlichen Familien mit größerem Besitz in verschiedenen Farben, den kleineren Besitz der Rittersehaft in einem Grauton. "Der gewählte Zeitpunkt entsprach etwa dem Auslaufen der alten Lehensbindungen, die über viele .Jahrhunderte hinweg dazu beigetragen hatten, eine hohe Kontinuität der Besitzverhältnisse zu erreichen." (W. v. Schulmann, in: Baltische Studien, N.F. 60, 1974, S. 131). Ähnliches gilt für den Städtebesitz, der in der Regel vom späteren Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts keine erheblichen Veränderungen erfahren hat. Im landesherrlichen Besitz ist ein großer Teil ehemals geistlichen Gutes enthalten, So läßt sich aus der Karte, wenn sie in ihren Einzelheiten natürlich auch genau auf das genannte .Jahr (1780) orientiert ist, - wie Curschmann ausführt - "bei näherem Zusehen doch erheblich mehr als nur der Zustand vom Ende des 18. Jahrhunderts ablesen." (Forschungen und Fortschritte, S. 254b). Als nächste war eine Besitzstandskarte für die Zeit des Ausgangs des pommerschen Herzogshauses, das 1637 erlosch, begonnen, die aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erschienen ist. Von hier aus wollte Curschmann mit seinen Mitarbeitern die Besitzverteilung von etwa 1400 ermitteln. Die Bedeutung einer solchen Karte erblickte er über die Zeit von der Wende des 14. zum 15. Jahrhunderts hinaus darin, "daß sie den Zustand Pommerns am Ende der Kolonisationszeit zeigt und dadurch einen Einblick in den Gang dieses großen Siedlungsprozesses ermöglicht, wie wir ihn bis dahin noch nicht hatten" (Forschungen und Fortschritte, S. 255a). Der Zweite Weltkrieg hat diesen Plan zunächst zunichte gemacht. Der Krieg hat auch das dritte Vorhaben, mit dem die Historische Kommission für Pommern Curschmann beauftragt hatte, nicht reifen lassen: das Schwedische Matrikelwerk vom Ende des 17, Jahrhunderts. Curschmann hat sich darüber 1938 in seinem Aufsatz "Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre Bedeutung für die Siedlungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes" geäußert. Es handelt sich um ein Quellenmaterial, welches in dieser Art wohl für keinen anderen Teil Deutschlands vorhanden ist: fast 900 handgezeichnete und kolorierte Spezialkarten aller Gemeinden im damaligen Schwedisch-Pommern im Maßstab 1: 8333,3. Die topographische Vermessung wurde von 1692 bis 1698 von einer Gruppe schwedischer Landmesser im Gelände durchgeführt. Dazu wurde für jede Gemeinde eine Dorfbeschreibung angefertigt. Für ihre Ausarbeitung war ein bestimmtes Schema aufgestellt worden, welches weitgehend auf Aussagen der Gutsherren, der Amtleute, der Pfarrer oder sonstiger Amtspersonen beruht. Die Texte enthalten in unterschiedlicher Ausführlichkeit in schwedischer Sprache Angaben über den jeweiligen Besitzer, die Vorbesitzer, die Namen der Bewohner, Größe und Nutzung der Flächen, Bodengüte und Ernteerträge, Lasten und Abgaben, Gerechtigkeiten und Privilegien. Die Karten und die Folianten mit den Beschreibungen befinden sich in Stockholm und im Landesarchiv Greifswald. Anlaß für dieses großangelegte Werk, das erst 1905 wieder die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich zog, war das Bedürfnis der schwedischen Behörden, genauere Unterlagen für eine gerechtere Erhebung der Steuern und Abgaben zu erhalten, denn die bis dahin gültige pommersche Hufenmatrikel von 1631 entsprach nach dem Dreißigjährigen Kriege keineswegs mehr den tatsächlichen Gegebenheiten. 1936 hat Curschmann mit den Arbeiten an dem Matrikelwerk begonnen. Es war von vornherein klar, daß eine komplette und unveränderte Edition der Karten und der Texte, schon aus Kostengründen, nicht in Frage kam. So entschloß sich Curschmann, die einzelnen Kartenblätter zu einer Karte im Maßstab 1:25000, dem Meßtischblatt-Format, umzeichnen zu lassen, um sie für den Druck mechanisch auf den Maßstab 1:50000 zu bringen. Außerdem wurde damit begonnen, die Beschreibungen aus dem Schwedischen ins Deutsche zu übersetzen. In welcher Weise sie vereinfacht, d.h. gekürzt oder vereinheitlicht werden sollten, behielt er sich vor. Ein erster Teil, beinhaltend das Amt Barth, Barther und Stralsunder Distrikt und das Amt Franzburg, ist 1944 in Greifswald ausgedruckt, aber nicht mehr ausgeliefert worden. Der Textband (XXXII und 662 S.) ist erst 1948 in Rostock herausgebracht worden; die 4 Kartenblätter erschienen ebendort 1952. 1960 haben dann der Mitarbeiter Curschmanns Dr. Ernst Rubow und seine Frau Dr. Marianne Rubow-Kalähne vier weitere Kartenblätter, Neuenkirchen, Greifswald, Wusterhusen und Hanshagen, mit kurzer Erläuterung folgen lassen (erschienen in Leipzig). Sechs Jahre nach Kriegsende, im August 1951 hat sich die Historische Kommission für Pommern rekonstituiert und unter dem Vorsitz von Staatsarchivdirektor Dr. Adolf Diestelkamp, der als Direktor des Preußischen Staatsarchivs zu Stettin Schriftführer der Kommission gewesen war, ihre Arbeit wieder aufgenommen. Nach dem Tode Diestelkamps im Jahre 1955 wurde Staatsarchivrat Dr. Franz Engel zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Unter ihm, der der Kommission bis zu seinem Tode 1967 vorstand - seit 1961 war er Direktor des Niedersächsischen Staatsarchivs in Bückeburg -, hat die Kommissionsarbeit einen gewaltigen Aufschwung genommen. Sein besonderes Engagement galt dem Historischen Atlas von Pommern. Engel war historischer Geograph, er hatte dieses Fach, aber auch Geschichte und Germanistik studiert und war 1935 in Kiel mit einer Dissertation "Deutsche und slawische Einflüsse in der Dobbertiner Kulturlandschaft. Siedlungsgeographie und wirtschaftliche Entwicklung eines mecklenburgischen Sandgebietes" zum Doktor der Philosophie promoviert worden. Die Arbeit erschien 1934 in den von O. Schmieder und H. Wenzel herausgegebenen "Schriften des Geographischen Instituts der Universität Kiel", Damit ist die Forschungsrichtung Engels bezeichnet. Er war Mecklenburger, 1908 in Schwerin geboren, und hat hier bis zum Abitur 1927 gelebt. Nach der Archivausbildung war er bis zur Einberufung zur Wehrmacht 1939 in den Staatsarchiven Stettin und Schwerin tätig gewesen. 1954 wurde er in den Niedersächsischen Archivdienst in Hannover übernommen. Diesen drei Landschaften, Mecklenburg, Pommern, Niedersachsen, sind die wissenschaftlichen Arbeiten Engels gewidmet. Als Vorsitzender der Historischen Kommission für Pommern nahm er sich als erstes des Historischen Atlasses an. 1959 wurde die "Neue Folge" mit zwei Karten unter Rückgriff und in Weiterführung, freilich auch in Abwandlung der Konzeption Curschmanns eröffnet. Als Karte 1 erschien nun die "Besitzstandskarte von 1628", die Werner von Schulmann inzwischen im Entwurf gefertigt hatte und die er jetzt zusammen mit Franz Engel publizierte. Als Karte 2 ließ Engel Curschmanns "Besitzstandskarte von 1780. Auf Grund der von der Landesgeschichtlichen Forschungsstel1e 1939 herausgegeben Besitzstandskarte neu bearbeitet" erscheinen. Es handelt sich: wie Schulmann schrieb, um eine Neuauflage, von Franz Engel in der Farbgebung und technischen Darstellung überarbeitet, im sachlichen Gehalt aber unverändert". Von Schulmann hat auch das umfangreiche "Erläuterungsheft" (ebenfalls 1959) verfasst. In ihm hat er die Änderungen in der kartographischen Gestaltung der Karten der Neuen Folge dargelegt. Der von Curschmann gewählte Maßstab 1:350 000 wurde beibehalten. Anstelle der drei Blätter für jede Karte in der Größe 40X57 cm wählte man nun ein einziges Kartenblatt im Format 60 x 105 cm, wodurch ganz Pommern auf einen Blick übersehen werden konnte. Die Anzahl der Farben wurde von 13 auf 6 reduziert. Man verzichtete bei den Familienbesitzungen auf verschiedene Farben und wählte für alle einen einheitlichen Grauton, so daß nun die Flächenfarbe Blau die landesherrlichen Ämter bezeichnete, gelb den Stadtbesitz, violett den geistlichen, grau den Privatbesitz, wobei die einzelnen Familien durch rote Buchstaben-Signaturen gekennzeichnet sind, die auf der Karte außerhalb der Landesgrenzen aufgeführt sind. Das kartographische Gerüst bilden die Feldmarksgrenzen der einzelnen Ortschaften. Sie wurden aufgrund von Flurkarten des 18. Jahrhunderts bzw. aufgrund einer Flurgrenzenkarte, die Ernst Rubow nach den schwedischen Matrikelkarten gezeichnet hatte, ermittelt bzw. rekonstruiert, ein nicht ganz; problemfreies Unterfangen, das sich aber als Grundlage bewährt hat. Aufs ganze gesehen, wird man sagen dürfen, daß die neuen Karten kartographisch, drucktechnisch und in der Farbgebung einen Fortschritt darstellen oder daß, wie Werner von Schulmann es formulierte, "das Gesamtbild der Karten ohne Einbuße an ihrem Aussagewert klarer und übersichtlicher als vorher gestaltet" ist (Erläuterungsheft, S. 3). Auf die Weiterführung des Historischen Atlasses von Brandenburg kann an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Für den pommerschen Atlas blieb Engel nicht bei dem von Curschmann Erreichten stehen, sondern ging einen Schritt weiter, indem er 1963 als Karte 3 der Neuen Folge eine "Karte der historischen Dorfformen" vorlegte. Er konnte dabei auf eigene Forschungen zurückgreifen, die er zunächst für Mecklenburg angestellt, dann aber auch auf Pommern ausgedehnt hatte, Sie erschienen 1953 in der neubegründeten, vom Herder-Forschungsrat herausgegebenen "Zeitschrift Ostforschung" (Jg. 2, 1953, S.208-230). Es handelt sich um eine Karte der nordostdeutschen Siedlungsformen im Maßstab 1: 500000, der ausführliche Erläuterungen beigefügt sind. Zweck und Ziel der Atlaskarte der ländlichen Siedlungsformen sollte es sein, "über den heutigen Zustand hinaus die Form der ursprünglichen Anlage vor dem Eintreten der mannigfachen neuzeitlichen Veränderungen und Umbildungen zu erfassen und in möglichst Übersichtlicher Form darzustellen." Denn "der im Mittelalter erfolgte Ausgleich zwischen der deutschen und der slawischen Welt ist das eigentliche Kernproblem des Ostraums", so führte er aus und fügte hinzu: "Siedlungskundliche Untersuchungen vermögen mancherlei Ausschlüsse über die Formen dieser Auseinandersetzungen zu geben" (Erläuterungsheft zur Karte 4 des Historischen Atlasses von Mecklenburg, S. 1). Hierfür und für weitere Forschungen wollte er eine kartographische Quellengrundlage liefern. Ausgangspunkt waren für ihn dabei die Kartenwerke des 18, bzw. des ausgehenden 17. Jahrhunderts, von denen noch zu reden sein wird. Wenn auch die Intentionen Curschmanns und Engels hinsichtlich des Atlaswerkes, was Absicht und Weg betrifft, Übereinstimmen, so ist Engel im Ziel jedoch über Curschmann hinausgegangen. Seine Aufmerksamkeit reicht über die Ostkolonisation hinweg und erstreckt sich auch auf die vordeutsche, auf die slawische, ja sogar auf die vorslawische Zeit und ihre Verhältnisse. Für Mecklenburg zeigen dies seine Untersuchung und kartographische Darstellung der Grenzwälder und slawischen Burgwardbezirke. Für Pommern ergibt es sich daraus, daß Engel für den Atlas auch prähistorische Karten vorgesehen hat. Eine, nämlich die der älteren Bronzezeit, bearbeitet und erläutert von Hans-Jürgen Eggers, ist 1963 als Karte 4 erschienen. Weitere, so eine Karte der Wendenzeit, sollten folgen. Dazu ist es bis auf Vorarbeiten, infolge des Todes von Prof. Eggers nicht mehr gekommen. 1964 wurde dann als Nummer 5 eine "Karte der Landesteilung des 16. Jahrhunderts" herausgebracht, die auf Untersuchungen von Günter Linke beruhte und die für das Verständnis der seit dem Dreißigjährigen Krieg so bedeutsam und verhängnisvoll gewordenen Teilung in Vor- und Hinterpommern mit der Oder als Grenze wichtig sind. Diese Karte sollte den Anfang machen zu weiteren Karten, die die politische Entwicklung Pommerns aufzeigen. Wie diese Folge gedacht war, ergibt sich aus dem 1955 vom Göttinger Arbeitskreis herausgegebenen historischen Kartenwerk "Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa", für das Engel die Pommernkarten (vom 12. Jahrhundert bis 1952) bearbeitet hat. Er konnte dabei auf Karten 1: 500000 zurückgreifen, die in den dreißiger Jahren im Historischen Seminar der Universität Greifswald unter Leitung von Prof. Adolf Hofmeister von Kurt Henke erarbeitet worden waren. (Die Karten "Pommern vom 13. bis 15. Jahrhundert" und "Pommern zur Zeit der Reformation und des 30jährigen Krieges" sind von H. Wernicke wiedergegeben, in: Vorpommern, Geschichte, Sprache, Volkskultur. Rostock/Schwerin 1991, S. 7 und 14). Seinen Verdiensten um die Weiterführung des Historischen Atlasses für Pommern hat Franz Engel ein weiteres hinzugefügt: die Begründung eines parallel angelegten Historischen Atlasses von Mecklenburg im Jahre 1960. Von seinen siedlungsgeschichtlichen Arbeiten her sah und betonte Engel die Gemeinsamkeiten zwischen seinem Heimatland Mecklenburg und Pommern, dessen Historische Kommission er von 1951 bis 1967 geleitet hat. Und da für Mecklenburg keine vergleichbare landesgeschichtliche Institution existierte, weder in der DDR noch in der Bundesrepublik, hat sich die Historische Kommission für Pommern auch der mecklenburgischen Belange angenommen, so weit und so gut sie dies - gewissermaßen im Exil- konnte. Diese Linie ist auch unter meinem Vorsitz weiter verfolgt und durchgehalten worden, bis es nach der Wende möglich geworden war, im November 1990 eine eigene Historische Kommission für Mecklenburg zu gründen, die für die Geschichte dieses Landesteils des neuen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern zuständig ist. Das Verzeichnis der Veröffentlichungen, das 1990 anläßlich des 80jährigen Bestehens der Historischen Kommission für Pommern erschienen ist, weist auch die geförderten Arbeiten zur mecklenburgischen Geschichte nach, darunter auch die Karten des Historischen Atlasses für Mecklenburg, dem ich ebenso wie den pommerschen seit dem Tode Engels 1967 herausgebe. Unter Engels Leitung und von ihm bearbeitet ist 1962 als Nr. 4 des Historischen Atlasses von Mecklenburg die "Karte der historischen Dorfformen" erschienen. Ihr gingen eine Ämter- und eine Besitzstandskarte voraus, die Engel zusammen mit Manfred Hamann erarbeitet und in einem Erläuterungsheft eingehend kommentiert hat. Auch hier ist das vergleichbare Nebeneinander von Besitz- und Verwaltungsgrenzen wechselseitig erhellend für die Landesstruktur. Die Karten basieren, was die Grenzlinien betrifft, auf der Grundkarte des 18. Jahrhunderts, mit der Engel den mecklenburgischen Atlas 1960 eröffnet hatte (Karte 1). Grundlage für diese ist die handschriftliche Wiebekingsche Karte von Mecklenburg, die der Landmesser Carl Friedrich Wiebeking in den Jahren 1786-88 anhand der seit 1755 angefertigten Flurkarten sowie nach eigenen Messungen im Gelände hergestellt hat. In ihr sind die Grenzen der Gemeinde- und Dorfmarkungen allerdings nicht enthalten. Engel hat nun die Flurkarten in Maßstäben von 1: 4000 auf den Maßstab Wiebekings 1: 24000 umgezeichnet, und zwar jeweils auf ein besonderes Blatt, diese Blätter dann ringsherum ausgeschnitten und mit den benachbarten wieder zusammengeklebt. So ergaben sich Ränder, die er kolorierte, Auf diese Weise sind die Grenzen der Grundkarte gewonnen worden. Fotomechanisch wurden sie auf den Maßstab 1: 350 000 umgeformt. Das Stichjahr 1797 für die Ämter- und Besitzstandskarte wurde gewählt, weil in diesem Jahr das Buch von Christoph Friedrich Jargow, "Allgemeines Verzeichnis der Mecklenbg. Schwerin- und Strelitzschen Städte und Landgüter", in verbesserter Auflage erschienen ist, das neben den Staatskalendern die erforderlichen Angaben für die inhaltliche Kartengestaltung liefert. Die langjährige Beschäftigung mit der Wiebekingschen Karte hat Engel dann 1961 veranlaßt, die 42 handschriftlich überlieferten kartenblätter, meist in der Größe von etwa 70x104 cm, zu bearbeiten und im Druck herauszugeben. Aus technischen Gründen entstanden so 47 Blätter gegenüber den 42 des Originals. Bis auf zwei waren sie fertiggestellt, als Engel starb. Ich habe dann dafür gesorgt, dass auch die beiden letzten (Malchin und Wolde) erschienen konnten, habe ein Übersichtsblatt zu den Einzelkartenherausgebracht und zusammen mit Anna Lisa Busch ein Erläuterungsheft hinzugefügt. So konnte 1969 das Gesamtwerk in einer Mappe beim Böhlau-Verlag in Köln unter dem Titel "Wiebekingsche Karte von Mecklenburg um 1786. Gezeichnet durch C.F. Wiebeking auf Grund der Flurkarten der mecklenburgischen Direktorialvermessung um 1765/80. Originalgetreuer Abdruck in 4 Farben, 47 Blätter 1:25 000. Herausgegeben von Franz Engel. Übersichtsblatt und Erläuterungen von Anna Lisa Busch und Roderich Schmidt" erscheinen. Die Wiebekingsche Karte kam als Sonderreihe des historischen Atlasses von Mecklenburg heraus. Schon zuvor, 1963 hatte Engel die sogenannten Schmettauischen Karten von Mecklenburg-Strelitz (um 1780), 8 Blätter 1:50 000, neu bearbeitet herausgegeben. Sie sind von Wiebeking gezeichnet und von Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau 1780/82 (im Originalmaßstab 1:34 500) als Kupferstich veröffentlicht worden. Für den historischen Atlas von Pommern hat Engel dann aus dem fast ganz Preußen und die benachbarten Länder umspannenden Kartenwerk des Grafen von Schmettau die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts preußischen Teile Pommerns ebenfalls neu bearbeitet und publiziert. Es handelt sich um 33 Blätte im Maßstab 1:50 000. Sie umfassen Vorpommern (ohne das schwedische Gebiet nördlich der Peene mit Rügen) und Hinterpommern (ohne die noch zu Brandenburg gehörenden Gebiete um Schivelbein und Dramburg). Dieses Werk wurde nach Engels Tod von mir ebenfalls durch ein Übersichtsblatt und durch Erläuterungen von Heinz Hinkel abgeschlossen, so dass es als Sonderreihe zum Pommerschen Atlas 1969 erscheinen konnte. Als Sonderreihe zum Pommerschen Atlas firmiert auch der Neudruck der Großen Lubinschen Karte von Pommern aus dem Jahre 1618, den Eckhard .Jäger in Verbindung mit mir 1980 herausgegeben hat. Zu den 13 Kartenblättern wurde der Text beigegeben, den Alfred Haas 1926 für den damaligen Neudruck verfaßt hat, ergänzt um eine Einführung von Manfred Vollack. Zur Bedeutung dieses auch kulturgeschichtlich bemerkenswerten Werkes verweise ich auf meine Abhandlung "Die ,Pomerania' als Typ territorialer Geschichtsdarstellung und Landesbeschreibung des 16. und beginnenden 17. ,Jahrhundert", erschienen in einem Band "Landesbesehreibungen Mitteleuropas" 1983 in dem ich das Verhältnis von landesbeschreibenden Texten und Karten behandelt habe. Mit der Übernahme des Kommissionsvorsitzes war für mich auch die Herausgabe der Kommissionsveröffentlichungen und, da in Personalunion verbunden, auch die Herausgabe des Historischen Atlasses von Mecklenburg gegeben. Zu den von Engel schon begonnenen Vorhaben, wie den genannten Landesaufnahmen des 18. .Jahrhunderts, gehörte auch die "Besitzstandskarte der Insel Rügen". Auf Grund der Vorarbeiten Engels ist sie in Marburg bearbeitet und ergänzt worden. Die Karte im vorgesehenen Maßstab 1: 200 000 stellt eine Illustration zu den Besitzverhältnissen auf Rügen dar, wie sie aus den Reichs bzw. Türkensteuerlisten von 1577 und 1597 zu ermitteln sind, die die Kommission 1966 herausgegeben hat. Für den geistlichen Besitz - und in gewissem Grade gilt dies auch für den landesherrlichen-, führt diese Karte vor die Reformation und damit für eine pommersche Teillandschaft erstmals ins Mittelalter zurück. Nach Vorlage des von mir verfaßten Erläuterungsheftes konnte die Karte als Nr. 6 des pommerschen Atlasses noch 1969 erscheinen. Unterdessen hatte Werner von Schulmann an den Gesamtbesitzstandskarten für Pommern weiter gearbeitet und hierfür als Schnittpunkte die Jahre 1530 und 1350 gewählt. Durch seinen Tod im Jahre 1981 hörte diese Arbeit auf. Immerhin war die Besitzstandskarte von 1530 soweit fertig gestellt, daß sie 1984 als Nr. 8 erscheinen konnte, jedoch statt der vorgesehenen ausführlichen Erläuterungen aus der Feder Schulmanns nur mit einem von mir verfaßten "Erläuterungsblatt". Das Material für die Karten von 1350 ruht ebenso wie das von 1530 im Archiv des Herder-Instituts in Marburg. Bisher fand sich niemand, der die weitere Bearbeitung zu übernehmen gewillt oder in der Lage war. Ähnliches gilt für eine als Nr. 7 des pommerschen Atlasses vorgesehene "Karte der kirchlichen Gliederung Pommerns um die Mitte des 16. Jahrhunderts", für die der 1972 verstorbene pommersche Kirchenhistoriker Hellmuth Heyden das Material zur Verfügung gestellt hatte. Ihre Weiterbearbeitung bleibt ein Desiderat. Für Mecklenburg ist eine "Karte der kirchlichen Gliederung um 1500" als Nr. 5 dieses Atlasses zustande gekommen und 1970 erschienen, Der Text stammt weitgehend von Dr. Otto Witte, die Bearbeitung der Karte von mir. Ausgangspunkt ist eine Abhandlung des mecklenburgischen Kirchenhistorikers Karl Schmaltz, "Die Begründung und Entwicklung der kirchlichen Organisation Mecklenburgs im Mittelalter". Gegenüber einer mehr skizzenhaften Karte, die Schmaltz 1935 seiner "Kirchengeschichte Mecklenburgs" beigegeben hat, bietet die Karte des Historischen Atlasses exakte Grenzverläufe. Sie zeigt den Komplex der Bistümer Ratzeburg und Schwerin und den der Stiftsterritorien sowie den Anteil der Bistümer Cammin, Brandenburg, Havelberg und Lübeck an Mecklenburg, ferner die Archidiakonats- und die Kirchspielgrenzen, Sie enthält die Kathedralkirchen, die Kollegiatkirchen, die bischöflichen Residenzen und die Pfarrkirchen und die Kapellen in den Filialen. Damit ist ein genaues Bild von der Struktur der kirchlichen Organisation des Landes am Ausgang des Mittelalters geboten. Es sollten für beide Atlanten Karten der kirchlichen Gliederung um 1800 (1797) bzw. im 19. Jahrhundert folgen. Doch mußte Otto Witte altershalber von dem Vorhaben für Mecklenburg zurücktreten, Prof. Hugo Gotthard Bloth, der die Karte für Pommern bearbeiten wollte, ist 1986 verstorben. Es muß leider konstatiert werden, daß der durch Kenntnis und Vorarbeiten in Betracht kommende Personenkreis in den alten Bundesländern klein und durch Tod weiter zusammengeschmolzen ist. Jüngere Mitarbeiter waren in der zurückliegenden Zeit, in der Mecklenburg und Pommern zunehmend aus ihrem Blickfeld und damit aus ihrem Interessengebiet entschwanden, kaum zu gewinnen. Hinzu kamen die Schwierigkeiten für alle Bearbeiter im Westen, von den Archiven und dem sonstigen Quellenmaterial weitgehend abgeschnitten gewesen zu sein. Das hat die Arbeit. außerordentlich behindert. Trotzdem hat die Kommission daran festgehalten, für die Landesgeschichte Pommerns und Mecklenburgs zu tun, was ihr möglich war. Das gilt auch für die Historischen Atlanten. Für Mecklenburg hat sich Dr. Helge Bei der Wieden um die Weiterführung der Atlasarbeiten verdient gemacht. In kurzer Zeit erschienen, von ihm bearbeitet llnd mit ErJäutcrungen versehen, die Karte 6 "Die Entwicklung des Eisenbahnnetzes bis zum Jahre 1952" (1987), die Karte 7 "Das öffentliche Telegraphennetz 1849-1880" (ebenfalls 1987) und die Karte 8 "Manufakturen und Fabriken im Jahre 1793" (1988). Für Pommern hat sich eine Karte Über die "Entwicklung des Eisenbahnnetzes", besorgt von Manfred Vol1ack, lange verzögert. 1989 lag sie endlich gedruckt vor; doch nun stehen noch die Erläuterungen sowie vorgesehene Beikarten aus. Die pommersche Eisenbahnkarte steht eine Besonderheit dar, insofern sie nämlich das ganze Kartenblatt, auch das außerpommersche Gebiet, ausfüllt. Alle anderen Karten der Neuen Folge des pommerschen und des mecklenburgisches Atlasses sind Inselkarten. Ich weiß ebenso wie meine Vorgänger, daß dies nicht als "zünftig" gilt. Dennoch haben wir uns dazu bekannt; es blieb uns auch gar nichts anderes Übrig. Denn wir verfügen, anders als die Historischen Kommissionen in den alten Bundesländern, die jeweils von ihnen unterhalten werden, nicht über eigene Arbeitsstätten und hauptamtliche Mitarbeiter, z.B. einen Kartographen. Darüber hinaus sind die Arbeitsverhältnisse personell, aber auch finanziell außerordentlich beschränkt im Verhältnis zu anderen Institutionen. Das erklärt auch, weshalb Franz Engel und sein Nachfolger, aber auch schon Fritz Curschmann, der besser daran war als die Späteren, von vornherein nicht die Herausgabe eines systematisch aufgebauten, geschlossenen Handatlasses beabsichtigt haben, sondern ein aus vielen Einzellkarten sich allmählich aufbauendes Atlaswerk, und zwar "nach Maßgabe der vorhandenen Quellen und Arbeitsmöglichkeiten" (Engel). Diese Richtschnur hat die Entscheidung über die die jeweils nächste mögliche Karte bestimmt und wird sie auch weiter bestimmen. Für Pommern ist derzeit auch eine Kreis- und Gemeindegrenzenkarte nach dem Stand vom 1. September 1939 vorgesehen. Für Mecklenburg sind für eine Karte der Gebiets- und Grenzveränderungen im 19. und 20. Jahrhundert Vorarbeiten geleistet. Die Karte der kirchlichen Verhältnisse in der Neuzeit soll und muß wieder ins Programm aufgenommen werden, entsprechend für Pommern mindestens zwei Kirchenkarten. Für den mecklenburgischen Atlas sind ferner erwogen eine Karte der Gerichtsbezirke, eine Karte der Hauptlandesteilung von 1621 sowie eine Karte der mittelalterlichen Vogteien. Vorarbeiten geleistet sind auch für eine Edition mecklenbur gischer Stadtpläne. Das Eisenbahnkarten müssen z. B. durch Straßenkarten ergänzt werden. Manches wird möglich werden, nachdem nunmehr die Archive in Mecklenburg und Vorpommern ungehindert zugänglich sind und die Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv in Stettin intensiviert werden kann. Darüber hinaus hat die Historische Kommission für Pommern auf ihrer Sitzung im November 1990 in Marburg beschlossen, geeignete Schritte zu unternehmen, um ihr altes vorhaben, die Herausgabe der Schwedischen Matrikelkarten, wieder in Gang zusetzen. Zur Realisierung dieses Projektes haben unter Leitung des Kommissionsvorsitzenden mehrere eingehende Gespräche mit ehemaligen Mitarbeitern in Greifswald, dem dortigen vorpommerschen Landesarchiv sowie mit weiteren interessierten und fachkundigen Personen stattgefunden. Über Anlage und Gestaltung des Werkes wurde eine Vereinbarung getroffen. Die Kommission hat das Vorhaben inzwischen in ihren Arbeitsplan aufgenommen und Mittel zur Verfügung gestellt Da der Gesamttext für eine Drucklegung zu umfangreich ist, sollen bestimmte Teile nach einem einheitlichen Schema dargeboten werden. Neben der Vermessung und Beschreibung des flachen Landes hat die schwedische Regierung auch eine spezielle einzelner Städte vornehmen lassen, mit genauer Beschreibung aller Häuser und Grundstücke. Für diese Städtebeschreibungen ist eine eigene Reihe des Matrikelwerkes, beginnend mit der alten Herzogsstadt Wolgast, vorgesehen. Die allgemeine Reihe soll mit der Herausgabe von Kartell und Texten der Insel Usedom und des Gebietes von Loitz eröffnet werden. Im September 1992 führte das Geographische Institut der Universität Greifswald in Verbindung mit dem Vorpommerschen Landesarchiv ein internationales Symposium "300 Jahre schwedische Landesaufnahme in Vorpommern 1692 bis 1698" durch. Auf ihm wurde die Absicht der Kommission, das Vorhaben wieder in Gang zu setzen, bekanntgegeben. Es ist zu hoffen, daß die seit 1912 von der Historischen Kommission für Pommern geplante Edition des Matrikelwerks. mit dessen Bearbeitung Fritz Curschmann in ihrem Auftrag vor etwa 55 Jahren begann, nun erfolgreich fortgesetzt werden kann. Literatur Werner v. Schulmann, Fritz Curschmann (1874-1946) und die historische Forschung an der Universität Greifswald, in: Baltische Studien, N.F. 60, 1974., S. 127-133. Beiträge zur Siedlungsgeschichte und historischen Landeskunde Mecklenburg - Pommern - Niedersachsen, (Aufsätze) von Franz Engel. Herausgegeben und eingeleitet von Roderich Schmidt, Köln/Wien 1970; über Engel und die Historischen Atlanten vgl. die Einleitung S. XI-XXXIX, insb. S. XXVIII-XXXVI. Roderich Schmidt. Achtzig Jahre Historische Kommission für Pommern 1910-1990. Verzeichnis ihrer Veröffentlichungen. 1990. Die schwedische Landesmatrikel von Vorpommern. 16921709. Karten und Texte. In Verbindung mit dem Landesarchiv Greifswald herausgegeben von der Historischen Kommission für Pommern, Reihe "Städte", Bd. 1: Wolgast, 1992, mit einem Vorwort von Eginhard Wegner und Heiko Wartenberg.